Hier mal eine kleine Rocco-Geschichte von mir kurz vor Weihnachten
Vor ein paar Tagen kamen eine Freundin und ich auf die grandiose Idee, kurz vor Weihnachten für 2 Tage zu unseren Nachbarn nach Holland zu fahren und dort für alle möglichen Leute ein paar Geschenke zu besorgen, da wir in Deutschland nichts passendes gefunden haben. So kam es, dass mein Rocco das erste Mal deutschen Boden verließ (zumindest unter meinen Fittichen) ; in Holland fühlte er sich aber ganz wohl, hat einiges an Kilometern gerissen und viel gesehen.
Auf dem Rückweg nach Deutschland gerieten wir leider 50 Kilometer vor der Grenze in einen Stau bzw. ein ständiges Stop-and-Go der übelsten Sorte (2 Meter fahren, 2 Sekunden stehen, 2 Meter fahren, 2 Sekunden stehen ...) und während wir uns davon nicht die gute Laune von dem Trip vermiesen lassen wollte, gab es plötzlich einen Ruck unter meinem rechten Fuß - und das Gaspedal lag auf dem Boden. Während meine Freundin bei "Äh...das Gaspedal ist weg" noch herzlich lachte, änderte sich der Gesichtsausdruck schlagartig als sie mit der Hand selber nachgucken wollte und nur ins Leere griff

Geile Sache, man steht im Ausland auf der Überholspur einer Autobahn und kommt nicht vom Fleck. Während ich im Dunkeln (die verdammte Innenraumbeleuchtung hat vor wenigen Tagen den Geist aufgegeben, bislang zu faul zum Wechseln) leicht verzweifelt im Handschuhfach nach der Nummer von der Versicherung wühlte - eigentlich tat ich nur so um meine Freundin zu beruhigen, ich hatte keine Ahnung wen man anrufen soll

- und sich der eigentliche Stau auflöste und stattdessen wir jetzt den Stauverursacher darstellten, klopfte es ans Fenster. Ich erklärte dem Holländer das Problem und bat ihn, irgendwen anzurufen der uns da wegzieht. Glücklicherweise war er der erste von vier Menschen, die uns wahnsinnig geholfen haben. Während ich mit Warnweste auf der Überholspur rumturnte und das Warndreieck (wuhu, nach 22 Jahren in OVP zum ersten Mal ausgepackt) aufstellte, telefonierte der Mann und erklärte mir dann zu meiner Überraschung, dass gleich ein kostenloser Abschlepper käme. Er wünschte uns Frohe Weihnachten (auf der Überholspur einer Autobahn ...), entschuldigte sich sogar, dass er nicht mehr tun könne und fuhr davon. Nach nicht einmal 10 Minuten (Freundin hinterher zu meiner Mutter "Das hat fast ne Stunde gedauert"

) kam ein erster Wagen mit fetten gelben Blitzlichtern und sicherte hinter uns ab, sodass ich den Rocco immerhin auf den Seitenstreifen schieben konnte. Dann sollten wir über die Leitplanke klettern und auf den Abschlepper warten. Der Sprung über die Leitplanke war dann wiederum keine gute Idee, da es dahinter nicht nur steil abging sondern auch ein Moor oder Treibsand war, jedenfalls versank ich mit meinen brandneuen Schuhe in der Scheiße

man, hatte ich da schon den Kaffee auf, vor allem weil der Abschlepper nach 1 Minute auch da war und ich beim Zurückklettern mit der Hose hängen blieb ... Nachdem uns der Truck zu einer Werkstatt, nein, zu einem Parkplatz neben einer Werkstatt brachte, da er vermutlich aus rechtlichen Gründen nicht aufs Werkstattgelände durfte, schien das Schlimmste überstanden zu sein. Der Abschleppfahrer half mir dann aber sogar direkt, den Rocco vom Parkplatz auf das Werkstattgelände zu schieben (da merkt man, wie bescheuert Bürokratie sein kann).
Der Typ in der Werkstatt sprach neben Holländisch nur Englisch, war aber gerade "very busy" und ich sollte doch die Nummer an der Tür anrufen, dann würde ein Kollege kommen. Leider war die Nummer eine automatische Hilfe, wo man je nach Problem die Tasten 1 bis 125 drücken sollte

auf Deutsch nervig, auf Holländisch auch und man versteht nur die Hälfte. Irgendwann verwies man mich auf meine Schutzbrief-Versicherung oder den ADAC, sonst Pauschale 150 €. Da ich schon wusste, dass entweder der Gaszug gerissen oder im besten Fall nur ausgehängt war, wollte ich dafür nicht so viel Kohle hinblättern, während Freundin schon den Tränen nahe ihr Geld zusammenzählte. Irgendwie kamen wir so Recht nicht weiter, die Hotline verwies uns an die Versicherung, die wiederum an die Werkstatt. Nachdem wir den Typ in der Werkstatt schon 3 Mal gefragt hatten und ich es aufgegeben hatte, ging meine Freundin heulend nochmal hin und startete in etwa so : "I know you're busy, annoyed and nearly on the way home ..." - und verdammt, es hat geklappt ! Der Typ hat sich ein Herz gefasst, mit mir den Rocco in die Garage geschoben, ich hab ihm das Pedal und den Gaszug gezeigt und er fing an zu fummeln.
Tatsächlich hatte er es nach 15 Minuten hingekriegt, das Pedal hing wieder. Wir bedankten uns ohne Ende, er wollte nur nach Hause. Dann musste ich nochmal allen Mut zusammen nehmen und nach Starthilfe fragen, er kroch in eine Ecke, holte die Starterbatterie und der Rocco lief wieder

Das Pedal fühlte sich jedoch ganz anders an als vorher - ich musste mich konzentrieren die Karre nicht nach 5 Metern an der nächsten Ampel abzubocken. Der Typ wäre dann wohl nicht mehr gekommen ... jedenfalls war es umsonst, er wollte keine Kohle, da er uns aber den Tag gerettet hatte, gab ich ihm alle Scheine die ich noch im Portemonaie hatte und wir sahen zu, da wegzukommen.
Als wir dann die Rückkehr nach Deutschland feierten und einfach nur nach Hause wollten, dauerte es circa 10 Sekunden, bis "STOP ZOLL" hinter mir aufblinkte

echt perfekter Tag

Zwar hatten die beiden Kollegen keinen Sinn für Humor (aus einer zufällig ausgewählten Tüte bezeichnete ich ein Salatsieb scherzhalber als ein Hanfsieb, woraufhin ich dann alle Tüten auspacken durfte ...), aber nach 10 Minuten war freie Fahrt gewährt.
Alles in allem hatte das Drama mit Happy End nur rund 2 Stunden gedauert.
Fazit:
+ Holländer sind echt nett, alle 4 haben uns super freundlich geholfen; werde auf lange Zeit keine Holländer-Witze mehr machen
+ Kaum Kosten: 25 € Trinkgeld und ein Warndreieck

steht irgendwo in Holland auf der Mittelleitplanke
+ Innenleuchte reparieren
+ Telefonnummern für Notfälle im Ausland aufschreiben und einspeichern
+ Frohe Weihnachten