Wenn Arbeitslosigkeit droht....

Für alle Themen des Lebens
Antworten
Superhobel

Wenn Arbeitslosigkeit droht....

Beitrag von Superhobel »

Hallo,

an dieser Stelle ein paar Tipps, die sich über die Monate so ergeben haben, war ja vor zwei Jahren 10 Monate mal arbeitslos und wunderte mich, wieso auf 120 Bewerbungen nur Absagen oder in vielen Fällen sogar gar nichts kam. Dieses Mal waren es in vier Wochen sogar 4 Gespräche, davon zwei Zusagen.

Es mag nicht für alle Branchen gelten aber sicherlich für das produzierende Gewerbe, wenn man Angestellter ist. Ich möchte mich nicht dem politischen Kalkül anschliessen, dass genug Arbeit da ist, die Leute bloss nicht wollen. Das ist Quatsch, es gibt in D immer weniger zu tun, in Sachen Elektronik spielt D gar keine Rolle mehr, es ist in D unmöglich zu Preisen wie in China zu produzieren, gar keine Chance.

- Luft in der Firma schnuppern, oft liegt die Kündigungswelle schon wochenlang in der Luft. Gucken, ob man selbst und Kollegen noch genug zu tun haben. Auch die Miene des Chefs verrät einiges. Nur nicht erwarten, dass die Geschäftsleitung die Karten offen legt, die mauert immer bis zum Schluss. Bei Philips hat man damals auch versucht die Leute zur eigenständigen Kündigung zu drängen, sie mobbten sich dann selbst aus den Jobs, die Stärkeren gegen die Schwächeren. Passiert gerade in den oberen Etagen sehr häufig.

- Es ist immer leichter aus einer bestehenden Anstellung was Neues zu finden, denn als Arbeitsloser. Arbeitslosigkeit wird immer noch als etwas Selbstverschuldetes gesehen, ich bekam mal den Spruch zu hören "Wer arbeitslos wird, war entbehrlich!" Zur Zeit können es sich Firmen erlauben die Sahne abzuschöpfen, manche machen gar keinen Hehl daraus, dass sie nur Zeugnis Einser-Kandidaten nehmen.

- Gute Kontakte zu Lieferanten pflegen, ich bekam zwei Jobs nur durch Empfehlungen von Lieferanten, die bekanntlich überall herumkommen. Gerade Vertreter sind die besten Jobbörsen, eine Empfehlung sagt mehr als jeder Lebenslauf. Habe die Kontakte immer gepflegt, meist per e-mail, in der gleichen Branche sieht man sich sowieso immer wieder, meist auf Messen.

- Wenn die Kündigung kommt versuchen, so schwer es fällt einen guten Faden zum Arbeitgeber zu behalten. Das geht nicht immer, weiss ich. Aber es ist Gold wert eine Türe offen zu haben, wenn die Zeiten besser werden.

- Das Arbeitsamt verwaltet die Arbeitslosen nur, das AA Neuss zB ist völlig inkompetent, wenn es um die Vermittlung von Technikerngeht, dort sitzt eine alte geschwätzige Dame, die meint Techniker wären sowas wie Brötchenbäcker, Brötchen sind überall gleich usw. Dass es Spezialgebiete gibt, wie SPS Techniker etc weiss sie nicht.

- Sehr gute Jobbörsen sind jobpilot, monster und stepstone !!! Nur weisen die derzeit auch 80% Anzeigen von Personalberatern auf, die nur Scheinangebote sind. Ich habe viel mit denen zu tun gehabt, es kam nie etwas dabei herum, da wird nur für den Pool gesucht, hinter den Anzeigen stehen keine echten Stellen.

- Das Zeugnis nach dem Ausscheiden am besten gleich prüfen lassen, kostet rund 50 Euro aber lohnt sich. Wer sich in der Zeugnissprache nicht auskennt sollte es immer tun. "Er war immer sehr pünktlich!" Klingt toll, ist aber vernichtend, ausser pünktlich kommen hat er nämlich nichts gebracht.
Zeugnisse kann man vor dem AG einklagen!

Ok, das nur mal auf die Schnelle, hoffe, dass es keinen trifft, in unserem Bekanntenkreis sind leider bald die Hälfte aller Leute arbeitslos, ganz schlimm in den Pflegeberufen......
Reinhard
Benutzer
Beiträge: 443
Registriert: Do 12. Dez 2002, 11:10
Wohnort: Wiesloch

Re: Wenn Arbeitslosigkeit droht....

Beitrag von Reinhard »

<<in Sachen Elektronik spielt D gar keine Rolle mehr>>
Nun ja, wenn genügend Geld für die Entwicklung zur Verfügung gestellt wird, aber wo wird das schon? Die Zeiten für Neuentwicklungen werden auch immer kürzer geplant. Überhaupt habe ich den Eindruck, das bald mehr Zeit für Planung draufgeht, als alles andere...
<<es gibt in D immer weniger zu tun>> Ja klar, wir sind doch so blöd, und verbessern doch fortlaufend die Arbeitsprozesse, mit dem Ergebnis, das immer mehr Arbeitsplätze entfallen...
<<es ist in D unmöglich zu Preisen wie in China zu produzieren>>
Also die ersten Muster (von was auch immer) aus China kann man ungesehen in die Tonne treten. Die Zweiten sind na ja... Die Dritten sind recht gut. Es fragt sich nur, wie lange man in China produzieren lassen kann. Über kurz oder lang wollen die dann alles selber machen, d.h. sie übernehmen den Produktionsbetrieb (in China ist es erwünscht, das mehr als 50% in chinesischer Hand sind). Und danach stellt man fest, das auch die Chinesen ein geschäftstüchtiges Volk sind (die wissen was Geld ist!).
Von den Arbeitsbedingungen dort will ich hier jetzt garnicht reden.
<<eine Empfehlung sagt mehr als jeder Lebenslauf>>
Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Das Kontaktnetz ist durch kein noch so gutes Zeugnis zu ersetzen (Vitamin B!).
<<Wenn die Kündigung kommt versuchen, so schwer es fällt einen guten Faden zum Arbeitgeber zu behalten>>
Das mag vielleicht bei Großkonzernen zutreffen, aber bei Mittelständischen Betrieben hab ich da meine Zweifel. Wenn das Tischtuch erst mal zerissen ist...
<<Das Zeugnis nach dem Ausscheiden am besten gleich prüfen lassen>>
Auf jeden Fall. Am besten selber schreiben und dem (Noch/Ex-) Arbeitgeber als Vorschlag unterbreiten. Das Arbeitszeugnis ist wie eine Visitenkarte für den weiteren Berufsweg...
<<"Wer arbeitslos wird, war entbehrlich!" Zur Zeit können es sich Firmen erlauben die Sahne abzuschöpfen, manche machen gar keinen Hehl daraus, dass sie nur Zeugnis Einser-Kandidaten nehmen>>
Also ehrlich, in so einer Firma möchte ich gar nicht arbeiten!!!

Viele Grüße:

Reinhard

PS: Diesmal ohne Smilies (die ich gut finde). Aber bei diesem Thema vielleicht doch nicht so angebracht.
Immer den Kopf hoch halten, auch wenn der Hals nicht gewaschen ist :grins: (Sorry, einer musste sein).
Scirocco GTX, EZ: 11.84, MKB: EX, Flashsilbermetallic
Benutzeravatar
Andy
Erfahrener Nutzer
Beiträge: 2196
Registriert: Mi 10. Apr 2002, 19:58
Wohnort: München outback
Kontaktdaten:

Re: Wenn Arbeitslosigkeit droht....

Beitrag von Andy »

apropos Kontaktnetz:

Open Business Club

Da kann man sich sein privates Netzwerk aufbauen - ich war erstaunt, ueber wieviele Ecken die Verbindungen z.T. gehen
Gruß ... Andy B-)

[SIGPIC][/SIGPIC]
Benutzeravatar
Tempest
Beiträge: 12834
Registriert: Fr 2. Aug 2002, 16:05
Wohnort: Coventry
Kontaktdaten:

Re: Wenn Arbeitslosigkeit droht....

Beitrag von Tempest »

>(in China ist es erwünscht, das mehr als 50% in chinesischer Hand sind). Und danach stellt man fest, das auch die Chinesen ein geschäftstüchtiges Volk sind (die wissen was Geld ist!).

Ja, aber solange die da noch den Kommunismus haben, werden auch nur einige wenige von der Wohlfahrt profitieren können, denn deren System ist ja eine Art Wettbewerbsverzerrung (vergleich: Ost-EU, wo zum Teil die Gehälter ja jetzt schon am steigen sind im kapitalistischen Umfeld, und dementsprechend auch Lohnnebenkosten, und damit die Grosskonzerne schon wieder über einen Umzug aus diesen Ländern nachdenken). Kein Wunder, dass die Amis auch überhaupt nicht daran interessiert sind, dieses System zu ändern, zumal deren (sowie auch unsere) Grosskonzerne enorm von den billigen Arbeitskräften profitieren. Da machen die erforderlichen Bestechungsgelder (ich weiss, dass diese nötig sind von einem Onkel, der damals für Philips nach China musste), die oft fehlende Infrastruktur usw. auch nichts mehr aus. Hinzu kommt ja noch, dass die Chinesen ja nichts haben, dementsprechend unsere Multis einen riesigen Absatzmarkt vor Ort haben. Selbst wenn nur 20% der Bevölkerung in den Städten wohnen (die anderen 80% versinken in der totalen Armut der Landwirtschaft des Reisanbaus), sind 20% von 1,5 Milliarden Chinesen eine Menge potentielle Kunden, deren Bedarf gesättigt werden kann.

Ich frage mich so ab und zu was passiert wäre, wenn wir alle en mass einfach vor Jahren keinerlei "Made in China", "Made in Taiwan", "Made in Hong Kong" und ja, selbst "Made in Japan"-Produkte gekauft hätten. Sind wir nicht als geldgierige Gesellschafft, die stets auf die Maximierung der eigenen Kaufkraft (Materialismus) aus ist auch selbst ein bisschen mit Schuld an der heutigen Lage (schwindender Arbeitsmarkt, Absatzmarkt usw.)? Denn genau diese Trends haben sich ja vor Jahrzehnten oder mehr auch auf nationaler Ebene in jedem EU-Land abgespielt, dann innerhalb der EU, jetzt eben auf globaler Ebene. Es hat dadurch immer Völkerwanderungen gegeben.

Gut, meine Gedankengänge lösen leider nicht die kurz- bis mittelfristige katastrophale Lage auf dem West-EU-Arbeitsmarkt :-(

Tempest
My Mk1 Rocco, Rado and 928
Corrado Club of GB Events Manager
Rolf
Beiträge: 5224
Registriert: Mi 8. Sep 1999, 17:34
Wohnort: Raum Köln
Kontaktdaten:

Re: Wenn Arbeitslosigkeit droht....

Beitrag von Rolf »

Aus einem Newsletter, den ich bekomme, völlig wertfrei:


----
3.5 Fachkräftemangel - Kleinere und mittlere Unternehmen gefährdet (Stern 13.1.05)

Studien besagen, dass schon heute mehr als 500.000 offene Stellen aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können
Kleine und mittlere Unternehmen werden durch den Fachkräftemangel der kommenden Jahre in ihrer Wettbewerbsfähigkeit bedroht. Ihnen fehlt es an Bekanntheitsgrad und einem positiven Image als attraktive Arbeitgeber.

http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-k ... v=cp_L2_rt
----

Zudem habe ich gelesen, dass bei Freiberuflern sehr gern auf ein Diplom geschielt wird, es geht eben nichts über immerwährende Weiterbildung. Man kann sich nur noch durch Qualifikation von anderen Bewerbern absetzen.

Gruß
Rolf
Antworten