Hallo,
Diese Story wurde damals hier abgebrochen aber sie ging natürlich weiter. Frittenfan schrieb seinerzeit "Halt uns auf dem Laufenden...." und unfertige Dinge sind nicht mein Ding, die Story hier soll wenigstens abgeschlossen werden. Ja, einen Scirocco mit seit kurzem erheblichem Hagelschaden gibts auch noch aber die Zeit ist gekommen manches aus Abstand mit einer neuen Gelassenheit zu betrachten, die Welt dreht sich nicht nur um VW. Es gibt noch andere Youngtimer zu entdecken und das mache ich derzeit so wie es die Zeit und das Geld erlauben.
Der Vollständigkeit halber von Anfang an, da sich die vorhergehenden Beiträge nicht mehr editieren lassen.
Für die einen eine italienische Rostlaube, für mich ein klasse Renovierungsobjekt und kommender H-Kennzeichen-Träger.
Ein 1978er 1500er Fiat X1/9 Bertone, in Insiderkreisen auch genannt "Der Keil" oder nur "X". Ich entdeckte ihn bei ebay und kaufte ihn bevor noch der Tag vorbei war an dem er eingestellt wurde. Der Wagen gefiel mir schon als Jugendlicher, heute sieht man ihn gar nicht mehr. Dass Guigaro daran mitgewirkt hat sieht man ja schon an der Form, er war Partner von Bertone in der gemeinsamen Firma "Ital-Design". Von verkauften 700.000 Stück sind heute noch rund 400 im Bundesgebiet unterwegs, der Rest ist weggerostet, Rostschutz war damals kein Thema. Technisch gesehen ist der Wagen mehr als mässig, reine Handarbeit und das sieht man leider auch. Spaltmasse etc sucht man vergeblich, man biegt es so hin bis es passt. Das Low-Cost Design hat aber auch seine Vorteile, man kann alles selbst machen, absolut 0 Elektronik und keine Einspritzanlage, ein 34er Weber Register-Vergaser tut sein Werk.
Was auf den Bildern gut aussieht erwies sich zumindest lackmässig als die absolute Katastrophe, Flip-Flop Lack mit der Rolle lackiert, vermutlich nicht mal entfettet, er löste sich überall wieder ab. Da hatte jemand nur lustlos drüber gepinselt. Außerdem war die Kupplung hin. Auf deren Erneuerung möchte ich jedoch nicht eingehen. Der Wagen war ansonsten sehr gut geschweißt worden, hatte aber etliche kleine und große Defekte.
Die größte Schwierigkeit war die Beschaffung der Teile, ohne Kontakte in die Szene keine Chance. Aber inzwischen sind die notwendigen Kontakte auch geknüpft.
Also erstmal langsam anfangen, die Sachen am Heck abzubauen...
Dann Platz schaffen in der Halle, denn es sollte ein Unmenge Zeugs werden, was da so runter kam. Abgeschliffen wurde der ganze Wagen mit einem Excenterschleifer aus dem Baumarkt, so schlecht sind die gar nicht. Wichtig ist nur, daß man die Schleifraupen mit der Hand wegmacht, die sieht man nachher sehr deutlich unter dem Lack.
Der versiffte Innenraum musste raus, allein was da an Kabeln vermurkst wurde.
Der Teppich. Der Fahrer schabte wohl gerne mit den Füßen, anders kann ich mir das Loch nicht erklären.
Ohne System kann man die Teile nicht ablegen, da blickt sonst keiner mehr durch.
Nun musste die Front mit den Klappscheinwerfern dran glauben.
Die ersten Teile entrostet und gefüllert, hier das Heckblech....
Das braune Cockpit gefiel mir gar nicht. Also mit Foliatec ein gesprüht, das soll angeblich halten. Die Dose ist jedenfalls mit 15€ gut bezahlt.
Immer mehr teile werden es, ich musste eine zweite Ablage anfertigen.
Die Stossstangen werden zerlegt und neu lackiert. Die bestehen doch aus recht vielen Teilen, allein 20 Schrauben.
Der Innenraum ist mittlerweile ganz raus. Über das Drama das Cockpit abzubauen sage ich lieber nicht, dabei habe ich die Tachowelle ruiniert.
Der Motordeckel war nicht mehr zu entlacken, da waren bestimmt 5 Schichten Sprühdose drauf. In einer mühseligen Arbeit mit dem Brenner dann die Farbe abgebrannt und abgebürstet. Die beiden Teile sind mit Popnieten ab Werk verbunden, die muss man alle ausbohren, so rund 20 Stück. Natürlich drehen die sich beim Bohren mit :depp:
Das Blech ist abgeschliffen und wird neu gefüllert.
Motorseitig rot sollte es werden.
Die Türen sehen innen auch nicht mehr so rosig aus, da nagt auch Gevatter Rost ganz heftig

Zu machen war da nichts mehr, da kommt man nicht mehr dran. Fertan drauf und hoffen, dass es aufhört.
Auch hier wurde der Lack knüppeldick aufgetragen und war auch nicht mehr abzuschleifen, also wieder den Brenner herausgeholt und vorher einige Durchrostungen unten zugemacht und mit neuen Blechen versehen. Die Seilzüge sollte man tunlichst drinnen lassen und nur fetten, die wurden ab Werk vor dem Verschweissen der Bleche eingebaut und es ist nahezu unmöglich diese herauszubauen, einfach weil man nicht mehr an die Schrauben dran kommt.
Sieht doch schon wieder ganz lecker aus, so neu vor allem
Geschenkt bekam ich eine 4-Rohr Anlage, bei der lediglich ein Rohr neu angeschweisst werden musste. Die Löcher waren nebensächlich, Fertan besorgte den Rest.
Geht doch schon wieder, das Rohr ist wieder dran und die ganze Anlage mit Hitzelack eingeschwärzt, der Flugrost durch Fertan umgewandelt.
Das sind die Sitze, Original, auch die bekam ich geschenkt. Da sie vom Leder her noch gut sind werden sie lediglich neu gefärbt, dazu bietet die Firma ATG sehr gute Färbemittel an.
So langsam beginnt das Abkleben, die Karosse ist vollständig abgeschliffen und gespachtelt:
Der komplette Wagen incl. aller Teile ist jetzt gefüllert.
Und weiter gehts, die ersten Teile freiluftmässig mit der Pistole lackiert um ein Gefühl für den recht lasierenden Lack zu bekommen. Hier gingen allein 2 Liter Klarlack bei drauf. Im Kofferraum und an den Türkanten kann man ja ein wenig üben, da fällt ein Läufer nicht so auf wie auf einer Aussenhautfläche.
Mittlerweile habe ich mir eine beheizbare Kabine aufgebaut, die eine Lackierzelle improvisieren soll. Ob sich damit arbeiten lässt wegen des Nebels wird sich zeigen.
Gestern und heute beide Türstiege lackiert, wobei ich wieder mit dem Ärgernis kräuselnden Lackes konfrontiert wurde, der komplett ausgeschliffen werden musste.

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Wer sagt denn dass Marmelade keine Kraft gibt?. Mal eben einen Kompri ausgeliehen, statt einem guten Filter zwei billige Wasserabscheider nacheinander geschaltet und den letzten am Rörchen mit einem Stück T-Shirt Stoff umwickelt, damit etwaige Flusen draussen bleiben. Auch der Kompressor hat eine "Mütze" an seinem Luftansaugrohr bekommen.
Und da mein Kumpel nicht da ist, die "beste" Baumarktpistole besorgt, die der Lacker mir auch für den Heimbetrieb empfahl. Es ist ein 1:1 Nachbau der legendären Sata-Jet S.
Erstmal die Bude ordentlich aufgeheizt und alle Materialien mit.
Schwarz war easy, da reicht nur ganz wenig von. Auch der Basislack ging zügig durch. Den habe ich so lackiert bis sich dem Empfinden nach
keine Farbänderung mehr bei einer neuen Schicht ergab. Zum Schluss nochmal locker drübergenebelt mit grossem Abstand und kleinem
Druck.
Leider ist der Nebel beim Klarklack kaum auszuhalten, weil ich den mit voll aufgedrehter Düse spritzte und so nur zwei Schichten legen musste. Den habe ich nur mit Stosslüften rausgekriegt bevor er sich auf den frischen Lack legte. *hust* *röchel*
Ergebnis ist soweit ok bis auf ein Dutzend "Pickel", die leider als Blaseneinschlüsse entstanden, keine Ahnung wie man die verhindern
kann. Sicher, ein liegendes Teil ist nicht so schwer, da muss man keine Sorge wegen der Läufer haben. Oberfläche ist hochglänzend
und eine Lampe zeichnete sich nach dem Trocknen scharf drin ab.
So, nun ging er auf die Reise zum Lackierer

Selbstlackierung scheidet aus, einfach wegen der fehlenden Sauberkeit.
Hier ist der Rest der Story, sozusagen ein Live Mittschnitt Wäre die Reparatur des Hochziehers nicht gewesen wäre es wohl noch schneller gegangen. Sieht alles sehr einfach aus, war es aber nicht.
Statt den 1:1 verdünnten und lasierenden Lack wurde nun unverdünnter Basislack verspritzt, 2,5 Liter für den ganzen Wagen. Ablüftzeiten jeweils 10 Minuten.
Warum ohne Maske und Overall? Man braucht es einfach nicht, ich habe nicht mal gerochen, dass dort Farbe verspritzt wird, so schnell zieht der Luftstrom den Nebel sofort in den Boden runter.
Die Giftküche:
Den Anzug vorher schön abblasen....
Zuerst die schwarze Pampe.....
Erinnert mich irgendwie an "Knight Rider".
Dann die rote Plempe...
Und da passierte es dann, der Lack zog sich kräuselnd hoch, frass sogar den 2K Klarkack an und bildete ein Loch beim ausschleifen, weil die Untergrund so feucht war. Jeder andere wäre jetzt ausgeflippt aber nicht der Lackierer eines nahmhaften deutschen Lackherstellers. Spachtel raus in der Kabine, Infrarotlampe, sauber abgeschliffen, Füller drauf, wieder schwarz gemacht, dann wieder rote Farbe und danach sah man zwar noch was aber nicht viel. Besser ging es nicht. Und das alles in 15 Minuten.
Und zuletzt noch der Klarlack in 2 Schichten, die Motorhaube bekam 3, weil die doch etwas unruhig glänzte. Da waren meine Vorarbeiten nicht so gut, möglicherweise muss die auch noch später nochmal gemacht werden, zuviele Schleifgräben.
Heute Abend mal die Ansa provisorisch angebaut. Leider ist dabei ein Srehbolzen des Krümmers abgerissen, sie hängt jetzt nur noch an 3 Schrauben mit etwas Gun Gum dazwischen. Hoffe, das geht eine Weile gut, bis ich mal den Krümmer abbauen kann, um den Bolzen aufzubohren und eine Helicoil zu setzen (lassen). Mir ist so als hätte ich mal gehört, dass man dabei auch die
Zylinder mit Wasser fluten kann, wenn man den Krümmer falsch abbaut.
Anbei das Resultat, sie paßt nicht richtig.
Ging dann aber doch mit ein paar Schrauben und Schweisspunkten.
Die beiden äußeren Rohre sind Dummies, die man aber freistossen kann, innen sitzt eine Scheibe, die nur angeheftet ist. Hat man die raus klingt der 1,5l Motor wie ein 3 Liter
So, den Versager hätte ich auch zerlegt und in der Spülmaschine mal saubergemacht
Gar nicht so einfach den wieder einzustellen:
Und gleich noch das letzte Atom Dreck im Ultraschallbad heruntergeholt. War das eine schwarze Pampe:
Und das Färbemittel für die Sitze ist auch da.
Und so schauts dann aus, fast wie neu!
Am Motor war einiges zu tun, da waren völlig falsche Teile angebaut, er lief nicht richtig, zog Nebenluft und siffte Wasser. Beim Abbbau des krümmers flutete ich mir dann auch die Zylinder mit Kühlwasser, typischer Anföängerfehler, das Ansaugrohr ist wasserdurchlaufen, zieht man es ab gehts direkt über die Ventile in den Brennraum.
Die modifizierte Dichtung passte so wie sie war, Anlageflächen schienen auch eben zu ein, zumindest soviel wie mit dem Stahlmass zu erkennen war. Sicherheitshalber um die Wasserkanäle noch eine Schicht Kupferpaste gelegt.
Beim Entwässern der Zylinder fielen mir so die Kerzen auf, haben auch mal "magerere" Zeiten gesehen glaube ich....
Das Ausblasen mit Druckluft endete dann so, dass ich den ganzen Rotz Kühlwasser in der Fr...e hatte, der durchs
Ventilloch schoß. Motor dreht aber wieder sauber durch mit dem Anlasser.
Das Geraffel war dann auch schnell montiert, selbst wenn man sich bei so manchen Schrauben die Finger bricht, so tief liegen die Bolzen. Alles dann schön über Kreuz angezogen, von innen nach außen, nur handfest mit der kleinen Knarre.
Der Anschlag der Scheibe funktioniert auch wieder, ein Nylonklotz (Materialmuster aus unserer Werkstatt) mit Sikaflex, hält super und ist auch später wieder lösbar.
Endlich habe auch auch die idealen Schrauberhandschuhe gefunden, beidseitig tragbar, auf der einen Seite mit ABS Noppen, auf der anderen Stoff. Gleich ein Grosspack eingekauft
Warum der Motor nicht mehr an sprang war recht schnell klar, da hat es was zerrissen in der Uhr:
Ein Plastiknüppel ist abgebrochen, keine Auslösung mehr, also auch kein Funke.
Ach ja, so eine Handvoll Katze ist auch übriggeblieben von den einst 3 Geschwistern. Leider war das Leben der Kleinen nach nur 6 Wochen beendet als sie beim ersten Ausgang ein Opfer des Hundes wurden, der nur "spielen" wollte und Fremdlinge nunmal nicht duldet. Den nächsten Wurf werde ich wohl vor dem Verlassen des Nestes in Sicherheit bringen, bisher hat die Töle schon 7 Katzenkinder gekillt. Ok, er kann nichts dafür aber die Halter schon...
Heute abend mal dem siffenden Bremssattel gewidmet, der das ganze Öl verloren hat.
Nachdem die Liste aller Mängel abgearbeitet wurde war er dann war er auch endlich fertig, die vielen Nächte hatten sich gelohnt, gearbeitet habe ich ausschliesslich nachts an Wochentagen.
Der Sound kann sich auch hören lassen:
(DivX5.1, MP3, 720 kb)
http://www.der-scirocco.de/bilder/x19/x19_pipes.avi
Die nächste Ausbaustufe wird sein, dem Keil einen 1.3l Fiat Uno Turbo Motor zu verpflanzen, um mit 120 PS noch etwas flotter unterwegs zu sein. Die Maximalgeschwindigkeit von der Karosse liegt bei etwa 180 km/h, darüber wird es etwas ungemütlich, dafür ist sie nicht gebaut worden aber am Anzug kann man noch was machen.
Für die 6 Monate Arbeit bin ich ganz zufrieden. Hätte besser werden können aber die letzten 10% sind leider auch immer die teuersten und hier war das Budget festgelegt und wurde auch nicht überschritten.
Die ersten 1000km sind nun runter, ein tolles Fahrgefühl in dem Go-Kart, liegt wie ein Brett auf der Strasse, mit dem Motor im Kreuz und den 4 Flöten braucht man allerdings kein Radio mehr, die Lautstärke ist enorm, ein dumpfes Rooooooaarrrrr in jedem Strassentunnel.
--- Ende der Story -----