Wir leben nicht in einem Rechtsstaat

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addl
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AW: Wir leben nicht in einem Rechtsstaat

Beitrag von addl »

Nun, Deine benannten "Grauzonen" sind doch ncihts anderes als der Freiraum innerhalb definierter Regeln, da diese Teilverhalten bisher keiner Regeln bedurften...
Also wenn ich zu Dir sage, "fahr mich heim", dann ist Dir überlassen wie... mit welchen Auto, und wann, und ob tot oder lebendig, etc. Du verstößt nicht gegen die Regel "fahr mich heim".

Aber egal ob es dann um die Steuer geht oder etwas anderes, es würde, bei einer so starken Vereinfachung, möglicherweise mehr Schaden anrichten, als es Nutzen bringt.

Es kann wie in der französischen Revolution gut sein, dass dann "alle Köpfe ab müssen, die adelig sind"... oder bei den Roten Khmer in Kambodscha "Alle Gebildeten töten"... egal ob es Sinn macht.

Die Abwägung nach den Konsequenzen einer Entscheidung ist immer schwierig... und ein stark vereinfachtes Rechtssystem kann durchaus mehreren Leute schaden, als es Gutes tut. Daher erträgt man einfach die paar Gauner.
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addl
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AW: Wir leben nicht in einem Rechtsstaat

Beitrag von addl »

Deep_Silence hat geschrieben:es ist erschreckend mit welcher Ignoranz und Kaltschnäuzigkeit neuerdings am Volk vorbeiregiert wird ...

Da bin ich ganz anderer Meinung.

Ich bin froh, dass wir keine Volksentscheide haben, da ich den meisten Menschen noch weniger Sachverstand als mir selbst zutraue und daher nicht möchte, dass sie entscheiden dürfen. Wir wählen daher Volksvertreter, die es so tun, wie sie es für richtig halten... und das ist im Großen und Ganzen sinnvoller, als wenn es "das Volk" tut.

Nur weil Du anderer Meinung bist über ein Thema, nennst Du es "mit Ignoranz am Volk vorbeiregiert". Wenn es aber in anderen Dingen Deine Meinung ist, nennst Du es bestimmt nicht so, sondern gut.

Ein grundsätzliches Problem ist, dass man nur ernten kann, wenn man säht... oder auf Neu-Deutsch: es gibt nur ein "Return of Invenst", wenn man vorher auch investiert. Erst Arbeit, dann die Ernte.
Wenn aber die Investition oder "Arbeit" (also der negative Vorlauf, z.B Einschnitte im Gehalt) zu lange dauert (z.B. mehr als 4 Jahre), dann wird die verantwortliche Partei abgewählt, weil Otto-Normalo keine Lust auf Einschnitt hat.

Somit ist keine größere Veränderung möglich, weil die Leute nichts Investieren wollen. Veränderungen bleiben minimal, da sie innerhlab der 4 Jahre auch wirken müssen.

Wenn dies dann noch "vom Volk" entschieden werden dürfte, dann passiert nichts Sinnvolles mehr, da jeder so wählt, wie es gerade für seinen Geldbeutel besser passt.

Nur weil es 50.000 Leuten nicht passt, was da in Stuttgart passiert, heißt das nicht, dass es falsch ist. Die Gegner von Stuttgart 21 sind aber lauter und machen mehr Medienrummel als die Befürworter. Ich bin dafür und freue mich, dass bisher auf die vermeindliche "Volksmeinung" nciht regiert wird.
Ich war im Park und habe gesehen, wer da demonstiert und politisiert... und das war nicht das "tolle gemischte Publikum" sondern 9 von 10 waren die bekannten Kollegen mit bunten Haaren, oliven Klamotten und nahezu alle unter 25 Jahren.
Hauptsache dagegen, weil das endlich wieder was zu tun ist.
Nebenbei nutze dann auch die tolle Partei "Sozialistische Alternative" die Gelegenheit mit Stand, Flugblättern und Unterschriften sich einzumischen.
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i21b
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AW: Wir leben nicht in einem Rechtsstaat

Beitrag von i21b »

addl hat geschrieben:Nur weil es 50.000 Leuten nicht passt, was da in Stuttgart passiert, heißt das nicht, dass es falsch ist. Die Gegner von Stuttgart 21 sind aber lauter und machen mehr Medienrummel als die Befürworter. Ich bin dafür und freue mich, dass bisher auf die vermeindliche "Volksmeinung" nciht regiert wird.

Wenn du dich nur ein klein wenig intensiver mit dem Projekt befasst hättest, dann wäre dir bewusst dass das ein schlechtes Beispiel von dir zu diesem Thema war. Was da an unnötiger Weise an Geld versenkt werden wird ( die Summe ist noch garnicht abzusehen...) und auch das Außmaß der Gefährdung wegen der geologischen Lage der Baustelle, lässt sich selbst von Fachleuten nicht genau beziffern.

Ansonsten stimmt das mit den Einschnitten, welche erst später (positiv) nachwirken und trotzdem zur Abwahl der beschließenden Partei führen. Da stimme ich gerne zu. Aus meiner Sicht gehört die beeinflussung der gesamtdeutschen Politik durch ständig in irgendeinem Bundesland stattfindene Landtagswahlen abgeschafft. Also entweder komplette Trennung oder alle Landtagswahlen zum gleichen Zeitpunkt der Bundestagswahlen. Damit würde der ganze Kinderkram mal aufhören. Zudem wäre eine Verlängerung der Wahlperiode auf 6 oder besser 8 Jahre aus meiner Sicht optimal. Zum einen würde der Wähler dann auch eher Langfristig wählen und zum anderen könnte eine Regierung auch mal etwas verändern (so fern wirklich gewollt...). Schlimmer als 2 x 4 Jahre "Ringelpietz mit anfassen" so wie es derzeit abläuft kann das nicht werden.
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addl
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AW: Wir leben nicht in einem Rechtsstaat

Beitrag von addl »

Die Legislaturperiode auf z.B. 8 Jahre zu erhöhen würde auch ich sehr begrüßen. Mir mißfällt es auch, dass die Landtagswahlen zum großen Teil als Indikator für die "Volksmeinung" zur aktuellen Regierung benutzt werden und somit, wie Du sagst, der Kinderkram nie aufhört. Sehr einfach wird hiermit auch die Blockade Bundesrat geschaffen. Mir würde es auch gefallen, wenn alle Landtagswahlen zu einem Termin wären und somit die Regierung dann Zeit hätte etwas zu bewirken... ohne Blockade. Dann wäre es auch klar, wer "Schuld" hat, wenn nach 8 Jahren ohne Intervention nichts besser ist, als vorher.

Bei Stuttgart 21 ist dies meine Meinung:
- Mir ist die Bahn egal, ich fahre keine öffentlichen Verkehrmittel. Daher ist mir der Aus- oder Umbau des Bahnhofs (und der Albaufstieg) aus verkehrstechnischen Gründen egal. Ich kann aber gut verstehen, wenn andere Leute es als Vorteil sehen, wenn der Bahnhof und die Strecke nach Ulm mit Hinblick auf Fahrzeit verbessert werden.
Aber: Ich verstehe nicht, wieso man den Bahnhof nicht komplett aus der Stadt herausverlegt. Einen modernen Bahnhof z.B. auf den Fildern und jeder, der nach Stuttgart hinein möchte, nimmt die S-Bahn. Flughafen sind ja auch nciht in der Stadt.
- Das riesige Gebiet mit den Gleisen im Norden Stuttgarts ist hässlich. Ich bin für einen Abriß und das neue Stadtviertel, da es nciht hässlicher werden kann, als es bereits ist... vielleicht wird es auch ganz nett, wenn es Parks gibt.
- Das Gebiet ist derzeit auch finanziell nutzlos. Mit dem neuen Stadtviertel kann die Stadt Baugrundstücke verkaufen oder verpachten und nimmt mit den sich dann dort ansiedelnden Firmen und Geschäften Umsatz- und Gewerbesteuer ein.
- In Stuttgart gibt es bereits jede Menge Tunnel... und diese sind zuverlässig im Einsatz seit ca. den 1970ern. Wieso sollte dieser dann den großen Crash verursachen, wenn man beretis die Erfahrung hat und bestimmt nciht unzuverlässiger arbeitet als früher.
- Mir ist das Gebäude "Bahnhof" nicht wichtig. Auch wenn es eines der wenigen Gebäude von vor dem 2. WK ist, ist er für mich trotzdem nicht schön... und ausserdem bleibt das Hauptgebäude doch und mich interessieren die Seitenflügel noch weniger.
- Um die alten Bäume im Park ist es schade, ja... nur wenn wir alles konservieren wie es ist, dann haben wir keine Chance mehr als Gesellschaft und Wirtschaft. Denkmal- und Naturschutz in allen Ehren (ich selber wohne im schönen Altbau, hohe Decken, Stuck) aber wir holzen nicht den Schwarzwald ab (das haben andere bereis 2x getan) sondern ca. 300 Bäume im Schlosspark. Schade ja, aber ich halte es für in Ordnung.
- Demonstanten: Selbstverständlich hat jeder das Recht seine Meinung zu äußern, wenn jedoch mich jemand blockiert und ich das Recht auf meiner Seite habe, dann hole ich auch die Polizei um mein Recht notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Ich will nicht urteilen, ob der Gewaltakt in Ordnung war, aber die Demostranten fangen mit der Gewalt an, wenn sie die Bauarbeiten blockieren. Den Unternehmer kostet jede Verzögerung Geld und somit können die Leute demonstrieren, aber nciht auf seinem Baugelände, wo er einen Job zu tun hat.
Merkwürdigerweise hat nahzu niemand Verständnis für z.B. streikende (demonstrierende) Bahnführer, wenn es dann zum Verkehrschaos kommt und die Leute zu spät zu Arbeit und noch später, völlig genervt, nach Hause kommen. Da gibt es nette Inverviews... "man müßte sie mit Gewalt zwingen den Streik zu beenden", "Kein Verständnis, eine Unverschämtheit" etc.
Da bei Stuttgart 21 niemand der normalen Bürger betroffen ist und "die Anderen" ein Lieblingsziel (Bahn, Unternehmer, Politiker) ist es sehr einfach mit den Demonstranten zu sympatisieren.
Ich wäre gespannt wie die Meinung in der Republik wäre, wenn jeder Tag Bauverzug jeden Bürger direkt 50 EUR kosten würde. Da wäre die Meinung aber ganz schnell für eine gewaltsame Räumung.

Du hast Recht damit (wie ich es auch jedem selber sage), das ich wenig Ahnung von dem Thema habe. Das "wenig Ahnung haben" hat in unserer Gesellschaft aber leider keinen Einfluß auf "Eine Meinung haben" und somit habe ich, wie alle anderen, auch eine Meinung ;-) und gehe sogar so weit, dass ich 99% von denen, die da demonstrieren, noch weniger Sachverstand als mir zuspreche.

Woher bildet man sich eine Meinung? Aus der Information die man sammelt. Somit für die meisten Menschen aus den Nachrichten und Gesprächen mit anderen Menschen. Da bin ich mit 99% bestimmt noch ziemlich gut, denn bei 50.000 Leuten hieße dies, dass es 500 Leute gibt, die die Gutachten kennen und qualifiziert sind (Ingenieure, Geologen, Finanzexperten) diese auch zu beurteilen. Falls es sie gibt, machen sie sich aber in der Öffentlichkeit rar und es sind auf jeden Fall nicht die PErsonen, die ich im Park gesehen habe.
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sc16vg60
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Beitrag von sc16vg60 »

@ Addl

Wie? Du wirfst den Fehde-Handschuh nach mir :erstaunt:
Ich fasse mal deine 2 Beiträge zusammen. :o

-Du gibst mehrfach zu, keine Ahnung zu haben
-möchtest eine neuen Bahnhof haben, weil der alte häßlich ist
-warst im Park und 9 von 10 waren die bekannten Kollegen mit bunten Haaren. hä? :gruebel:
-verherrlichst Gewalt, gegen deine Mitmenschen mit dem Argument, ich bin im Recht
-bist der Meinung, daß 99% deiner Mitmenschen blöder sind wie du
-wohnst in einem Altbau, und bist nicht Schuld daran, daß der Schwarzwald 2 mal abgeholzt wurde :gruebel:
-aber eigentlich ist es dir egal,


ich werfe dir deinen Fehde-Handschuh zurück, darfst behalten
gegen solche Argumente kann ich nicht diskutieren, da bin ich zu blöd dazu :-)



Bitte meinen Beitrag nicht zu ERNST nehmen :doof:

Hary
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addl
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AW: Wir leben nicht in einem Rechtsstaat

Beitrag von addl »

Hi sc16vg60 :-)

Keine Sorge, ich erkläre mich gerne und nehme Deinen Beitrag natürlich ernst, sodass ich Dir antworte, aber nicht "so ernst" als dass ich beleidigt wäre ;-) Dazu ist doch ein schönes Diskussionsforum nciht da, ärgern kann ich mich zuhause :-)

- Ja ich gebe zu (im Gegensatz zu vielen anderen Menschen), dass ich weniger Ahnung habe... Ahnung wie im Vergleich zu Projektinvolvierten von Stuttgart 21, Bauingenieuren im Tiefbau, Geologen oder Finanzxperten, die das Projekt mehrmals gerechnet haben und trotz der steigenden Kosten es als sinnvoll erachten. Ich habe meine Info aus der Tagesschau, Heute, Stuttgarter Nachrichten und Internet... und auch von einigen S21-Gegnern, da ich ein paar kenne mit denen ich gerne Bier trinke, da sie das gleiche Hobby (alte Autos) haben.
Ich kann mir nciht vorstellen, dass die überwiegende Mehrheit der Demonstranten "mehr zur Meinungsbildung" getan haben. Sie dürften gerne eine andere Meinung haben (ich streite nie über Meinung), aber im Gegensatz zu mir behaupten die meisten Menschen "ganz genau zu wissen, worum es geht"... anscheinend besser als die Projektinvolvierten und das ihre Meinung die Wahrheit ist. Das ist natürlich falsch. Eine andere Meinung ist nicht unwahr.

- nein, ich möchte keinen neuen Bahnhof, aber ich begrüße die Umgestaltung des Schienenareals im Stuttgarter Norden... denn diese Gebiet ist häßlich.

- bunte Haare --> politisch links orientierte Menschen... manchmal mit gefärbten und sehr schön gestylten Haarprachten. Anstelle "Punks" zu sagen, umschrieb ich es in einer netten Art und Weise.

- wo verherrliche ich Gewalt? Ich schrieb, dass ich es nicht beurteilen werde, was da passiert ist... ich war nämlich nciht dabei. Aber ich verstehe, dass die Polizei als Exekutive in diesem Land das Recht druchsetzt.

- Nein. 99% der Demonstranten sind meiner Meinnung nach nciht besser informiert als ich.

- Das mit dem Altbau war nur zur Unterstreichnung, dass ich Denkmalschutz begrüße, aber dennoch die Notwendigkeit von Modernisierung in diesem Fall bevorzuge. Die Schwarzwaldgeschichte war nur der Größenvergleich... es geht "nur" im 300 Bäume... nicht um einen Wald. Als Nebeninfo: der Schwarzwald wurde im Zuge der Reparationszahlungen nach beiden Weltkriegen stark abgeholzt.

- mir ist "es" nicht egal... mir ist der Transportauftrag der Bahn egal, ich kein Bahnfahrer bin und somit die Transportvorteile nicht nutzen werde... und sie daher für mein kein Argument für das Projekt sind.

Aber wieso habe ich nach Dir den Fehde-Handschuh geworfen? Dich persönlich kenne ich doch garnicht und alleine die Tatsache, dass wir unterschiedliche Meinungen zu Themen haben, macht uns doch nicht zu Feinden.

Hoffe, dass Dir diese Erklärungen etwas logischer erscheinen, wenn ich mich umständlich ausgedrückt haben sollte :-)
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