Ich nahm letzte Woche an einer Tagung im hiesigen Holiday Inn teil, zu der Selbstständige des Mittelstandes eingeladen wurden. Veranstalter war eine Firmenberatungs-Agentur aus dem Raum Düsseldorf. Da ich einen Gewerbeschein besitze nahm ich also teil, rein aus Neugier. Die Veranstaltung hiess "Go Global!".
Der Konferenzraum des Hotels war bis auf den letzten Platz gefüllt und einige standen sogar, mehr als 120 Teilnehmer standen auf der Liste, die herumging als ich sie hatte. Einige wenige Gesichter waren mir aus der lokalen Presse her bekannt.
Ich will und kann nicht alles aufzählen, was dort in endlosen Folien präsentiert wurde. Es waren Unmengen an Statistiken über die neuen EU Länger, sowie den asiatischen Raum bis China. Bruttoinlandsprodukte, Stabilität, Produktivität pro Kopf, Einkommen, Ausbildung, Gesetzeslage usw. usw. Anhand eines Siemens Handys wurde vorgerechnet, was die Herstellung überall kosten würde. In Kamp Lintfort gefertigt belaufen sich die Herstellkosten auf 30 Euro, in der Tschechei zB wären es nur noch 8 Euro, das Lohnniveau dort ist 23% des hiesigen Niveaus bei Facharbeitern bei 40-50 Stunden die Woche und teilweise nur 15 Urlaubstagen im Jahr.
Bemerkenswert war auch, dass längst nicht mehr nur Handlanger Jobs dort gemacht werden können, sie verfügen über gut ausgebildete Ingenieure, Techniker, Ärzte usw. Und vor allem über eine enorme Motivation sowie Fleiss. Dort ist man sich nicht zu schade einen Blaumann zu tragen, der in Deutschland immer weniger beliebt ist.
Bei den Wortmeldungen gaben einige Unternehmer offen zu, dass sie vor der Alternative stehen: Auswandern oder Zumachen. Sie wären den Billigfabrikanten wie zB Medion (ALDI) nicht mehr gewachsen. Medion beschäftigt beispielsweise keinen einzigen Mitarbeiter in Deutschland, die Billigfertigung für Aldi läuft zu 100% im ostdeutschen und koreanischen Raum ab und wird hier nur durch die Firma Simssen koodiniert, die auch die Logistik betreiben. Kein Wunder, dass Grundig pleite ging, nunmehr in türkischer Hand, aufgeteilt und zerschlagen. Einen DVD Player für 75 Euro Verbraucherpreis kann man in Deutschland nicht mehr herstellen, er würde das 3-4 fache kosten. Computerhardware ist ohnehin in Deutschland kaum mehr vertreten, mehr als 80% laufen da im asiatischen Raum ab. Auf diesen Zug springen wir auch nicht mehr auf, sind restlos abgehängt.
Bei dem Beitrag wurde auch eines klar und deutlich betont: Wir sind nicht mehr Spitze, längst haben die anderen aufgeholt und uns weitestgehend überholt, auf allen Gebieten. Spitze wäre Deutschland nur in Lohn und Lohnerhöhungsforderungen sowie einem milliarden verschlingenden Sozialsystem. Taiwan hat Zb eine Werksauslastung von über 170% auf dem Gebiet der Halbleiter und Elektronikprodukte, so dass dort andauernd neue Firmen entstehen und 24h gearbeitet wird. Die Gesetzeslage in Deutschland lässt Unternehmern kaum Spielraum und die Gewerkschaften sind ein Dorn im Auge, etwas womit sie sich drüben nicht befassen müssen.
Jedenfalls hatte jeder der Unternehmer, die dort waren nur im Sinne die Möglichkeiten zu prüfen, wie er sein Unternehmen ins Ausland verlagert oder zumindest Teile der Produktion. Die Veranstalter boten dazu die organisatorischen Schritte als Dienstleistung an, wie zB die Findung geeigneter Länder, Städte und die Verhandlung um Boden und Bauland. In der Tschechei stehen riesige Firmengebäude leer und warten nur darauf vermietet zu werden.
Leute, ich sehe da verdammt duster, sehr duster sogar für die nächsten Jahre! Da wird Schörder nichts dran machen, da wird auch die CDU nichts richten und wenn es nach den Grünen ginge würde dieser Prozess noch schneller passieren, da sie ja seit Bestehen extrem industriefeindlich handeln. Wenn wir nichts ändern werden hier bald nur noch Brötchen gebacken, weil die nicht so schnell in Taiwan hergestellt und verschifft werden können, wie sie hart werden.