Folgender Text dürfte für diejenigen interessant sein, die in naher oder ferner Zukunft vorhaben ihrem Wagen ein neues Outfit zu verpassen, sprich: eine neue Lackierung.
Nach gut 10 Wochen Kleinstarbeit die Karosse vorzubereiten und die Spoiler anzuspachteln rollte der Wagen dann gestern in eine kleine Lackiererei mit freundlichem Meister . Ich hatte die Karosse mit 1k Füller von Standox aus der Sprühdose gefüllert und alles sah top aus. Darunter diverse Schichten Spritzspachtel und Nitrocellulose Spachtel zum Verschliessen der Löcher. Natürlich alles aus der guten Dose. Nicht zu vergessen der Kotflügel, der ganzheitlich mit der Dose gespritzt wurde und dazu noch die vielen kleinen Dellen, die im Laufe der Zeit entstanden. Und dann kam sie die Frage, die meinen kleinen Scirocco Himmel mit einem Male einstürzen liess und 10 Wochen Arbeit und viele, viele Euros in Frage stellte:
"Wissen Sie was passiert, wenn ich da jetzt Basislack draufspitze? Dann können Sie in Zeitlupe zuschauen, wie das ganze Zeugs sich langsam Richtung Boden schiebt!"
Und er ging mit einem mit Acrylverdünner getränkten Lappen an eine Stelle, ein Wisch und der Füller war bis auf den Altlack herunter. Ich schnappte echt nach Luft und mir drehte sich alles. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Was ist denn das für ein Scheiss Zeugs gewesen? Mit meiner Erlaubnis wischte er weiter, dann kam der Spritzspachtel, darunter waren ineinander verschlungen dann die diversen Spachtelebenen zu sehen, die ich nacheinander aufgetragen hatte, solange bis es eben war. Anschliessend klönten wir eine gute Stunde beim Kaffee in seinem Büro und er plauderte aus dem Nähkästchen.
Was ist in einer Dose, egal welcher, egal ob Spritzspachtel, Füller oder Lack?
1) Das Treibgas
2) Verdünner
3) Basislack o. Spachtel o. Füller o. Klarlack
Das aufgetragene Material trocknet allein durch die Verdunstung des Verdünners und bildet eine physikalische Haftung mit dem Untergrund. Der Vorgang ist umkehrbar, d.h. mit Verdünner vermengt kann man es auch wieder in die Dose zurück füllen.
Basislack in Lackierwerkstätten wird in einem Verhältnis von 1:2 bis 1:3 mit Acrylverdünner angemischt, dazu kommt im Klarlack dann noch der Härter und der macht das Gemisch zu einem 2-Komponentengemisch, kurz 2K. Der Härter geht mit den anderen Bestandteilen eine chemische Verbindung ein, die lösungsmittelfest ist. Dieser Vorgang ist nicht umkehrbar. Was wäre passiert, wenn man meinen Rocco nun gelackt hätte? Der Verdünner im Basislack hätte ruckzuck alle drunter liegenden 1K Schichten angelöst und verschwimmen lassen, egal ob Füller oder Spraylack, es wäre alles zu einem grau-grün-blauen Matsch geworden. Ebenfalls aufgelöst hätte sich der Nitrocellusespachtel aus der Tube, ein 1K Material, lufttrocknend.
Was lernen wir daraus? Bei den Vorarbeiten hat die Sprühdose absolut nichts zu suchen, ebenfalls müssen alle Sprühdosen reparierten Flächen vorher mit Verdünner wieder abgerieben werden. Als Basis für Neulack ist der alte Klarlack da, nicht der darunter liegende Basislack. Der ist nicht lösemittelresistent. Spritzspachtel ist Pfuschen, kein Lackierer verwendet ihn, sonder trägt Spachtelschichten per Hand solange auf, die die gewünschte Form erreicht ist. Fängt man mit 1K Material an muss man bis zum Klarlack damit weitermachen, die beiden System lassen sich nicht mischen, wohl aber kann 1K Material auf 2K aufgetragen werden.
Ich kaufte gleich zwei 5 Liter Kanister Verdünner, dazu 10 Rollen Zewa und begab mich nach Hause, die ganze Pracht wieder herunterzuwaschen. Die letzten vier Wochen für die Katz und dazu das vergeudetete Geld

Gruss,
Superhobel