Sciroccotreffen in Polen Mai 2023 - ein Rückblick
Verfasst: So 4. Jun 2023, 23:39
Es beginnt am Dienstag, Sonntag ist der Ausklang. Das reicht manchem Teilnehmer noch nicht: Zehn 53er sind bereits am Montag eingetroffen und glänzen zwischen festen Unterkünften, Wald und See in der Sonne, die das komplette Treffen begleitet hat. Daran hat auch der blitzartig vollautomatisch arbeitende Scirocco-Regenschirm - teils in Wagenfarbe - als Begrüßungsgeschenk nichts geändert; aber auch als Sonnenschirm ist er willkommen. Das T-Shirt zur Begrüßung weist auf das 13. Sciroccotreffen in Polen hin, was 2023 im Heiligkreuzgebirge stattfindet. So geht es im Sciroccokonvoi mit rund 30 Karmännern steigungs- und kurvenreich am Mittwoch zur Kartbahn, wo wir erfahren können, wie sich ein wirklich hartes Fahrwerk anfühlt. Auch einer der beiden Wachhunde, die dem Treffen die gebotene Sicherheit verliehen haben, traut sich ans Steuer. Obwohl in den in Summe 180 Euro Eintritte, knapp sechsstündige Kartbahnnutzung und sämtliche Übernachtungen in festen Häusern sowie das jeweils durch verschiedene Blechkuchensorten und landestypische heiße Suppen bereicherte Frühstück und Abendessen enthalten sind, servieren die Kartbahnmanager den Sciroccofans zum Mittag unentgeltlich ein kaltes Buffet, Getränke und Knabbereien.
Am Donnerstag haben unsere Roccos Pause, was völlig sorgenfrei ganztags den Genuss von Hopfenkaltschale ermöglicht. Im Reisebus geht es zu knapp 50.000 Stalaktiten in die beleuchtbare Finsternis einer imposanten und erfrischend kühlen Höhle. Dort sollen sich Neandertaler und Afrikaner einst folgenreich näher gekommen sein - nun, fragen können wir erstere heute nicht mehr, ob´s stimmt. Die einst maßgebenden polnischen Volksvertreter - mannsgroß geschnitzt in Holz - vergangener Jahrhunderte empfangen uns rund um eine mittelalterliche Burg, zu der wir hinaufsteigen, um dort - nur Mutige! - Folterwerkzeuge früherer Zeiten auszuprobieren. Um das Ergebnis knapp zu verraten: Es haben alle überlebt, wenn auch befreit teils nur durch "fremde Hilfe". Der Dreitagebart der Königsgemahlin, der wir auf dem Burggelände zwischen den drei Türmen (zwei erklimmbar mit beeindruckenden Aussichten über die umliegenden Höhenzüge) begegnen, steht der Dame (?) auffällig gut. Nach Rückkehr und Abendessen: Die Teilnahme an der längst traditionellen Weinprobe als Dämmerschoppen am nahen bunt flackernden Lagerfeuer bleibt freiwillig.
Der Freitag beschert uns wieder einen laaangen Sciroccokonvoi durch herrliche Frühlingslandschaft in die Welt der Metallherstellung und Bearbeitung vergangenen Zeiten. Wie nah Metall und Automobil verwandt sind, dürfen wir dabei ebenfalls betrachten und erfahren. Polnische Sciroccofahrer sind insoweit zu beneiden, als dass sie Prioritäten setzen dürfen, ohne offenbar gleich enterbt zu werden: Nach Rückkehr wird es aus gegebenem Anlass musikalisch, denn heute haben zwei der Teilnehmer Geburtstag und überraschen uns in kulinarischer Hinsicht. Wir bedanken uns klangvoll und genießen, worunter leider der süße Scirocco leiden muss - er wird mit Umgebung restlos verputzt.
4 Einser, knapp 30 Zweier (davon fast die Hälfte aus Deutschland), 1 Dreier haben sich am Samstag versammelt. Es geht im Konvoi in die industrielle Historie der Region. Seit dem 18 Jahrhundert und bis Ende der 1960er Jahre werden in einer großen Holzhalle aus glühendem Eisen Nägel und Schaufeln geschmiedet. Alle Werkzeuge werden über ein Mühlrad mit Wasserkraft über gigantische Riemen angetrieben. Und die komplette Anlage wird für uns noch einmal in unüberhörbaren Betrieb genommen. Vor unseren Augen wird geschmiedet wie vor 250 Jahren. Die Ergebnisse dürfen wir als Andenken mitnehmen. Das Finale liefert die Inbetriebnahme und Vorführung einer Kanone. Die Phonzahl muss beim Austritt der unsichtbar schnellen Kugel Vorbild für die Auspuffanlage des rund 50 Jahre jungen Camaro gewesen sein, der Sciroccofans seine mehr als 500 PS bei einer Mitfahrt am Samstagnachmittag spüren lässt. Zum Abschied beschenkt uns der schmucke Bolide mit Reifen in Pulverform für mehrere Hundert Euro auf glühender Asphaltdecke und einem vorübergehend strengen Geruch aus undurchdringlicher Wolke.
Die Teilnehmer dürfen kundtun, welche Sciroccos ihnen am besten gefallen. Die drei mit höchster Punktzahl werden mit Pokalen geehrt. Die vier überzeugendsten Teilnehmer im Kart bekommen ebenfalls ein Andenken an erbrachte Leistung, die am weitesten Angereisten wurden durch eine eingerahmte Urkunde erfreut. Und damit bei all jenen stets alle Tassen im Schrank sein mögen, gibt es eine Keramik-Sciroccotasse in freier Farbauswahl.
Auch einen Ehrengast können wir auf dem Treffen begrüßen, der früher viele Sciroccotreffen in Deutschland bereichert hat und ohne den Scirocco nicht das böte, was uns an ihm mehr als 30 Jahre nach Einstellung der Produktion erfreut: Karmann-Konstruktionschef und Scirocco-Konstrukteur Willy Schwebe war in Gestalt seiner beiden Unterschriften auf dem Sciroccotreffen in Polen vertreten. Die offizielle kennen viele Sciroccofans, sie haben ihr Exemplar zu Lebzeiten von Willy auf Sonnenblende, Kotflügel, Armaturenbrettklappe ... erhalten - oder als Aufkleber an auffälliger Stelle am oder im Fahrzeug angebracht. Da Willy Schwebe aber bei Karmann für grenzenlose Kreativität bekannt war, die nicht jeder seiner Mitarbeiter gleich verstand, hieß es beim Osnabrücker Autohersteller dann "Willy hat sich wieder was ausgedacht, was es gar nicht gibt, der Mann hat nen Vogel". Und so unterzeichnete Willy Schwebe alsbald hausintern ungewöhnliche Vorschläge oft mit einem Vögelchen, was er mir vor fast 10 Jahren auf meine Bitte spontan binnen 1 Sekunde auf einen Karton zeichnete. Dieses Konstruktionschef-Unterschrift-Vögelchen gibt es bei Denny - in verschiedenen Größen für Innen und außen - als Aufkleber.
Nicht ausschließen will ich, dass es gelingt, noch ein paar Fotos unter Treffen-Bilder hier ins Sciroccoforum zu stellen, die das oben Gesagte visuell bestätigen.
Für dieses rundum gelungene Sciroccotreffen der Superlative unter Freunden in Polen sage ich dem Organisator Krzysztof danke, danke und danke! Wenn die Tradition der Sciroccotreffen an immer anderen Orten in Polen erhalten bleibt: Ich freue mich bereits heute auf die Fortsetzung
Martin
Am Donnerstag haben unsere Roccos Pause, was völlig sorgenfrei ganztags den Genuss von Hopfenkaltschale ermöglicht. Im Reisebus geht es zu knapp 50.000 Stalaktiten in die beleuchtbare Finsternis einer imposanten und erfrischend kühlen Höhle. Dort sollen sich Neandertaler und Afrikaner einst folgenreich näher gekommen sein - nun, fragen können wir erstere heute nicht mehr, ob´s stimmt. Die einst maßgebenden polnischen Volksvertreter - mannsgroß geschnitzt in Holz - vergangener Jahrhunderte empfangen uns rund um eine mittelalterliche Burg, zu der wir hinaufsteigen, um dort - nur Mutige! - Folterwerkzeuge früherer Zeiten auszuprobieren. Um das Ergebnis knapp zu verraten: Es haben alle überlebt, wenn auch befreit teils nur durch "fremde Hilfe". Der Dreitagebart der Königsgemahlin, der wir auf dem Burggelände zwischen den drei Türmen (zwei erklimmbar mit beeindruckenden Aussichten über die umliegenden Höhenzüge) begegnen, steht der Dame (?) auffällig gut. Nach Rückkehr und Abendessen: Die Teilnahme an der längst traditionellen Weinprobe als Dämmerschoppen am nahen bunt flackernden Lagerfeuer bleibt freiwillig.
Der Freitag beschert uns wieder einen laaangen Sciroccokonvoi durch herrliche Frühlingslandschaft in die Welt der Metallherstellung und Bearbeitung vergangenen Zeiten. Wie nah Metall und Automobil verwandt sind, dürfen wir dabei ebenfalls betrachten und erfahren. Polnische Sciroccofahrer sind insoweit zu beneiden, als dass sie Prioritäten setzen dürfen, ohne offenbar gleich enterbt zu werden: Nach Rückkehr wird es aus gegebenem Anlass musikalisch, denn heute haben zwei der Teilnehmer Geburtstag und überraschen uns in kulinarischer Hinsicht. Wir bedanken uns klangvoll und genießen, worunter leider der süße Scirocco leiden muss - er wird mit Umgebung restlos verputzt.
4 Einser, knapp 30 Zweier (davon fast die Hälfte aus Deutschland), 1 Dreier haben sich am Samstag versammelt. Es geht im Konvoi in die industrielle Historie der Region. Seit dem 18 Jahrhundert und bis Ende der 1960er Jahre werden in einer großen Holzhalle aus glühendem Eisen Nägel und Schaufeln geschmiedet. Alle Werkzeuge werden über ein Mühlrad mit Wasserkraft über gigantische Riemen angetrieben. Und die komplette Anlage wird für uns noch einmal in unüberhörbaren Betrieb genommen. Vor unseren Augen wird geschmiedet wie vor 250 Jahren. Die Ergebnisse dürfen wir als Andenken mitnehmen. Das Finale liefert die Inbetriebnahme und Vorführung einer Kanone. Die Phonzahl muss beim Austritt der unsichtbar schnellen Kugel Vorbild für die Auspuffanlage des rund 50 Jahre jungen Camaro gewesen sein, der Sciroccofans seine mehr als 500 PS bei einer Mitfahrt am Samstagnachmittag spüren lässt. Zum Abschied beschenkt uns der schmucke Bolide mit Reifen in Pulverform für mehrere Hundert Euro auf glühender Asphaltdecke und einem vorübergehend strengen Geruch aus undurchdringlicher Wolke.
Die Teilnehmer dürfen kundtun, welche Sciroccos ihnen am besten gefallen. Die drei mit höchster Punktzahl werden mit Pokalen geehrt. Die vier überzeugendsten Teilnehmer im Kart bekommen ebenfalls ein Andenken an erbrachte Leistung, die am weitesten Angereisten wurden durch eine eingerahmte Urkunde erfreut. Und damit bei all jenen stets alle Tassen im Schrank sein mögen, gibt es eine Keramik-Sciroccotasse in freier Farbauswahl.
Auch einen Ehrengast können wir auf dem Treffen begrüßen, der früher viele Sciroccotreffen in Deutschland bereichert hat und ohne den Scirocco nicht das böte, was uns an ihm mehr als 30 Jahre nach Einstellung der Produktion erfreut: Karmann-Konstruktionschef und Scirocco-Konstrukteur Willy Schwebe war in Gestalt seiner beiden Unterschriften auf dem Sciroccotreffen in Polen vertreten. Die offizielle kennen viele Sciroccofans, sie haben ihr Exemplar zu Lebzeiten von Willy auf Sonnenblende, Kotflügel, Armaturenbrettklappe ... erhalten - oder als Aufkleber an auffälliger Stelle am oder im Fahrzeug angebracht. Da Willy Schwebe aber bei Karmann für grenzenlose Kreativität bekannt war, die nicht jeder seiner Mitarbeiter gleich verstand, hieß es beim Osnabrücker Autohersteller dann "Willy hat sich wieder was ausgedacht, was es gar nicht gibt, der Mann hat nen Vogel". Und so unterzeichnete Willy Schwebe alsbald hausintern ungewöhnliche Vorschläge oft mit einem Vögelchen, was er mir vor fast 10 Jahren auf meine Bitte spontan binnen 1 Sekunde auf einen Karton zeichnete. Dieses Konstruktionschef-Unterschrift-Vögelchen gibt es bei Denny - in verschiedenen Größen für Innen und außen - als Aufkleber.
Nicht ausschließen will ich, dass es gelingt, noch ein paar Fotos unter Treffen-Bilder hier ins Sciroccoforum zu stellen, die das oben Gesagte visuell bestätigen.
Für dieses rundum gelungene Sciroccotreffen der Superlative unter Freunden in Polen sage ich dem Organisator Krzysztof danke, danke und danke! Wenn die Tradition der Sciroccotreffen an immer anderen Orten in Polen erhalten bleibt: Ich freue mich bereits heute auf die Fortsetzung
Martin
