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Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Do 18. Dez 2008, 18:24
von Tempest
Ein sehr guter Artikel, summiert er doch sehr schön die Problematik des heutigen Autodesigns:

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,15 ... 80,00.html

"Einen Grund für den Gleichmut der Industrie sieht Designprofessor Lutz Fügener von der Hochschule Pforzheim in der so genannten Familienpolitik der Hersteller: "In den letzten Jahren hat sich über alle Produkte einer Marke hinweg eine sehr stringente Form im Umgang mit den typischen Erkennungsmerkmalen des Unternehmens entwickelt." Im Zweifel habe sich die Gestaltung des einzelnen Automodells dem Gesamtbild der Marke zu unterwerfen. So sollen positive Attribute von einem Modell auf alle anderen abstrahlen."

"Aus Sicht des unabhängigen Designers jedoch hat die Sache einen Haken. "Ausbrecher können nicht mehr geduldet werden. Elemente wie Kühler oder ganze Fronten, Scheinwerfer oder Seitenlinien finden sich an allen Modellen einer Marke wieder", sagt Fügener. Die Wiedererkennbarkeit sei so zwar gewachsen, doch das einzelne Modell habe an Identität verloren. Obendrein schleiche sich so eine gewisse Trägheit ins Design, die logisch erklärbar ist. "Hat man über Jahre mit viel Mühe ein bestimmtes Designelement in allen Baureihen durchgesetzt, lässt die Änderung dieses Elements an einem neuen Modell nicht nur den Vorgänger, sondern gleich die gesamte Familie alt aussehen.""

"Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, wie wenig Mut die Kunden hätten, wie wenig sie Neues goutierten. "Innovative Formen wurden in der Vergangenheit meist mit Nichtachtung gestraft", "

Tempest

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Do 18. Dez 2008, 19:56
von Angel
>>Mutlose Kunden kaufen keine mutigen Autos.

aus meiner sicht noch zu ergänzen: weil ein mutiges auto selten und somit teuer ist.

gruß angel

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Do 18. Dez 2008, 19:57
von Mr.Burnout
"Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, wie wenig Mut die Kunden hätten, wie wenig sie Neues goutierten. "Innovative Formen wurden in der Vergangenheit meist mit Nichtachtung gestraft", "

womit bewiesen wäre daß die Entwicklung der Fahrzeuge am Markt vorbei geht...und die Krise in der Autoindustrie zum Teil auch hausgemacht ist.

Es ist schon richtig daß hier der Staat nicht eingreift...

Gruß
Stefan

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 10:18
von monstereddie
Ich finde es auch schade, dass immer mehr Designelemente plötzlich überall zu finden sind. Man muss da aber mitschwimmen, ansonsten geht man da wirklich unter. Was bringt es ein Fahrzeug zu bauen, welches nicht gekauft wird!?

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 10:35
von Sven
Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, wie wenig Mut die Kunden hätten, wie wenig sie Neues goutierten. "Innovative Formen wurden in der Vergangenheit meist mit Nichtachtung gestraft", "

Wie wenig Mut die Kunden haben? :kopfhaue: :crazy:
Na ja, Mut braucht man zum Teil wirklich, sich mit so einem "Osterei" ohne getönte Scheiben auf die Straße zu wagen. :erschrecken:
DIE HERSTELLER sollten endlich wieder den Mut finden, sich von dem Einheitsbrei zu lösen! :wuetend:
Die Kunden brauchen keinen Mut.
Die kaufen Autos, die ihnen gefallen.
Sie wollen Fahrzeuge, die ein eigenständiges Design bieten, sich positiv von der Menge abheben, wo sie neben der Technik auch die Optik anspricht.
Wenn ein Auto wie das andere aussieht, weil man mit dem "Eier-Design" bisher einigermaßen gut gefahren ist und man nicht den Mumm hat, davon abzurücken, bestraft es der Markt eben irgendwann.
Daß es auch anders gehen würde, sieht man immer wieder in seriennahen Studien (ob Retro-Style oder futuristisch), die dann leider immer wieder vor Produktionsbeginn angepasst... oder besser gesagt: vermurkst werden!

MfG, Sven. :wink:

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 10:44
von All Eyez on me
100%ige Zustimmung!

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 14:03
von Noxin
Problematisch ist auch, dass viele unter "mutigem Design" solch ästetischen Durchfall wie Opel Agila, Fiat Multipla und Konsorten verstehen. Neuwagenkäufer wollen teilweise (auch wenns traurig ist) neidische Blicke ernten. Mit einem Fahrzeug was aussieht als wäre ein Koreaner in der Designabteilung Amok gelaufen eher schwierig.

Es fehlt auch einfach der Anreiz einen Neuwagen zu erwerben da der technische Mehrgewinn zwischen zwei Modellreihen mittlerweile (dank kurzer Modellzyklen) gering ist. Da kann man man sich nur auf optische Anreize stützen. Schwierig, wenn man die neuen Golfs erst auf den zweiten Blick unterscheiden kann.

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 14:16
von cxspark
Nicht den Kunden fehlt der Mut, sondern den Designern.
Weichgespülte Autos wie Golf 5, Golf Variant, Eos, BMW 3-5-7, Mercedes B-Klasse zeigen was Stand des Designs ist. Der Beetle war nicht innovativ sondern ein peinlich missglückter Retroversuch. Dass die Minis laufen wie blöd, dass Fiat einen 500er herausbringt und gut verkauft, zeigt dass Kunden ein gutes Design honorieren.

Ford S-Max ist ein positives Zeichen für ein Mainstreamauto, Golf 6 ein negatives, da wirklich nichts Neues rüberkommt. Alfa baut schicke Autos.
Der Z4, der 1er BMW sind Autos die nicht schlecht sind. Mercedes hat den dekadent-coolen-schicken CLS.

Bei VW hat man in einem ersten Anlauf den bescheuerten Plakettengrill von Audi auch an jedes Auto dranbasteln wollen, das war alles was dem Design einfiel.

Und zum Scirocco 3: Da ist der Designer ausgerechnet auf das missglückte Heck stolz! Wie will man mit so jemand diskutieren?? Dabei ist gerade das Heck nicht innovativ: Die ausgestellten Rückleuchten gab es schon viel früher beim kantig-sportlichen Astra (und ich bin kein Opelfan) und die Form der Rückleuchten gab es in den 80ern am Mitsubishi Colt. Oder sollen wir uns über die Dachpestbeulen über den Heckklappenscharnieren freuen, die ich an einem Kangoo oder VW Transporter erwarte, aber nicht an einem Sportcoupe?

Der S3 sieht von vorne und von der Seite gut aus, das verdankt er aber der IROC-Studie und den (vermutlich mittlerweile abgesägten/deportierten) Designern.

VW hat eine Tradition im Design: Form follows Function. Der 35i-Passat war mit Kühlergrill-losen Aerodynamik, Blinkerleuchten ausserhalb der Bruchzone-Stossstange, etc einer der funktional besten VWs, aber ausserhalb des Geschmacks vieler Käufer.

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 14:39
von cxspark
Noxin hat geschrieben:Es fehlt auch einfach der Anreiz einen Neuwagen zu erwerben da der technische Mehrgewinn zwischen zwei Modellreihen mittlerweile (dank kurzer Modellzyklen) gering ist. Da kann man man sich nur auf optische Anreize stützen. ..
So ging es uns bei dem Abschied vom 35i: Riesen-Innenraum durch Quermotor, super Handling durch kurze Schnauze, Zusatzkindersitzband möglich, viel Luft um den Kopf. Dann Probefahrt mit dem damaligen Auslaufmodell 3b: Eine Windschutzscheibe und Seitenscheibe nahe am Kopf, im Fussraum hinten nicht übermässig Platz, schwerer Wagen mit nicht mehr Dynamik gegenüber dem alten 90-PS-Benziner trotz TDI, ......
Viel Geld für weniger Auto.

Und im ganz neuen Passat: Windschutzscheibe kurz vor der Nasenspitze! :crazy: Auf der Rückbank durch hohe Seitenline kaum Sicht für Kinder nach draussen. Und der Preis!

Das einzige Auto mit Mehrwert an Funktionalität und einer guten Basisausstattung war der Touran: 7 Sitze, und bereits in der Basisaustattung Radio-CD, Tempomat; Funk-ZV, Fensterheber elektrisch vorne.

AW: Interessanter Bericht im Spiegel zum Thema Autodesign

Verfasst: Fr 19. Dez 2008, 14:58
von GTII Marcus
Hallo,

@cxspark: Den Designern fehlt nicht mut, sie werden einfach nur krass eingeschränkt. Schau dir mal die Fotos von den letzten 3-4 Automessen an oder Dinge wie die LA Design Competition. Was dort im moment gezeigt wird sind sehr sehr mutige Konzepte. Aber: Ich bezweifel stark das da jemals etwas von gebaut wird. Denn schließlich entscheidet nicht der Designer was produziert wird, sondern der Vorstand. Peter Pfeiffer, jahrelanger Chefdesigner von Mercedes hat mal gesagt: "Design ist nur so gut wie es der Vorstand zulässt", und er hat recht!

Warum meinst du sind MINI oder Fiat 500 so gefragt? Es ist nicht das Auto ansich, sondern der lifestyle. Man repräsentiert etwas wenn man solche ein Auto fährt, man ist "in". Außerdem ist retro-design wirklich gutes Design? Fehlt einfach der mut etwas neues zu schaffen und nimmt man daher einfach alte bewährte Elemente? Ich weiß es nicht, man kann da mehrere Auffassungen drüber haben.

Thema Passat 35i: Das Image des Passats hat sich radikal verändert. Der 35i ist ein Auto für Handwerker, Post und Familienväter die ein "vernünftiges" Auto wollen. Es ist emotionslos, es ist ein Gebrauchsgegenstand, es ist praktisch. Aber es ist verdammt langweilig. Der aktuelle Passat ist ein Vertreterauto, man sieht sehr viele "Schlipsträger" darin. Es ist ein emotionaleres Auto, es ist repräsentativer, aufregender. Die Käuferschicht hat sich etwas verschoben.

Ich einen kleinen Einblick in die Welt des Automobildesigns und was viele Studenten und Designer produzieren ist echt fantastisch. Aber die Vorstände werden sich niemals trauen so etwas zu produzieren...

Ist halt meine persönliche Sicht als Designstudent.

Grüße

Marcus