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"Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 08:14
von Superhobel
Hallo!
Sagt mal kennt das einer: Man ist abgespannt, vergisst ständig alles was man grad abgelegt hat, findet seine Pantoffeln nicht, kann sich nicht konzentrieren? Seit ein paar Wochen ist das bei mir so, gestern gabs den ersten (berechtigten) Rüffel vom Chef, ich hatte eine Schaltung zu oberflächlich analysiert, der Kunde habe sich beschwert. Bloss "zusammenreissen" geht auch nicht, ich komme abends fix und alle nach Hause, jeder Stress ist zuviel, mein Sohn nervt dann auch nur noch, wenn er mich dauerhaft in Beschlag nehmen will, Frau mich mit ihren Sorgen des Tages konfrontiert, was alles erledigt werden muss usw. Es ist so als würde mein Hirn alles wegschalten wollen, was ihm Leistung abverlangt.
Was kann man dagegen tun? Urlaub hatte ich schon, war aber mit Umzug vollgestopft, mehr Stress denn je. Jetzt sind wir in der neuen Bude aber keiner freut sich so richtig, meine Partnerin kippt abends um 9 Uhr ins Bett, sie ist auch fix und alle. Evtl. ziehen wir nächstes Jahr nochmal um, sind jetzt abseits voll in der Wildnis, keine Geschäfte, einfach nichts, nur Landschaft und 200 Häuser.
****? Was kann man da machen? Vielleicht liegts ja auch daran, dass ich seit Samstag keine Kippe mehr angerührt habe, das Rauchen ganz aufgeben will, viel zu viel Kohle für diesen Mist.
Beitrag bearbeitet (09.09.05 09:18)
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 09:32
von FlyingOtto
Hallo Christian,
die Sache mit dem BOS kenne ich nur zu gut. Ich bin da wohl ein klassicher Patient. Ich hab nach meiner Ausbildung ziemlich schnell beruflich große Aufgaben in einem Tageszeitungs-Verlag übernommen. Ich war zum Schluß eigentlich 24h/7days im Einsatz. Dazu kam noch eine ziemlich kranke Beziehung.
Das hat mich schon des öfteren an den Rand meiner seelischen und körperlichen Belastungsgrenze gebracht. Das hat mir auch mein Hausarzt bestätigt. Manchmal war ich soweit, daß ich mein Leben nicht mehr haben wollte.
Jetzt bin ich selbstständig (und arbeite genausoviel), aber meine Beziehung ist toll und ich teile mir die Arbeit selbst ein. Trotzdem hatte ich auch gerade wieder eine totale Fix-und-alle-Phase, wo nix mehr ging!!
Ich hab auch schon oft überlegt, wie ich mich vor dem out-burnen schützen kann, aber es ist nicht so einfach, weil ich recht eigensinnig und ehrgeizig bin (etwas pendantisch auch).
Ich hab das gefühl, wenn man einmal die Grenze überschritten hat und nur noch wie betäubt seine Arbeit und den Alltagskram (Hushalt, Auto, Wäsche, Einkaufen, Kinder + Tiere etc.) macht, kommt das immer wieder. Wie Herpes!
Ich merk immer das ich schlapp, müde, appetitlos, traurig + wütend werde. Mein Sehvermögen lässt dann immer nach und mir tut jede Gräte weh, Pickel + Mückenstiche etc. heilen nicht mehr so schnell ab und ich hab keinen Bock mehr auf Rasieren und andere Körperpflege (außer Duschen halt).
Aber ganz schlimm: Konzetration lässt voll nach und ich flippe bei jedem Kleinscheiß aus...!
Aber was dagegen tun? Tja so einfach ist es wohl nicht. Ich hatte auch nach Lösungen gesucht - leider habe ich keine Zeit und Kohle für 3 Wochen Wellness-Urlaub. Es gibt da keine Workshops oder Selbsthilfegruppen.
Was ich gemerkt habe: eine solche Erschöpfung baut sich langsam auf!! Man arbeitet sich quasi über Wochen und Monate runter - und min. genausolange braucht man wieder, um hoch zu kommen!
Unterschätze nicht die Belastung vom Umzug. Es gibt im Dr.Ulrich Strunz-Buch (recht empfehlenswert) eine Auflistung der anstrengensten Ereignisse: Da steht Umzug an 3. Stelle, nach Tod eines lieben Menschen etc.
Die Geschichte mit Frau + Kind kenne ich auch. Auch wenn´s bei uns nur ein alter Hund ist, statt Kind. Ich hab da echt keinen Nerv mehr zuzuhören oder zu reden abends, weil ich tagsüber meine Power schon aufbraucht habe.
Ich versuche mich mit Vitaminen und Nahrungsergänzungs-Preperaten, Enyzmen etc. aufzupeppeln - das klappt ganz gut.
Und ganz wichtig: BEWUSST ABSCHALTEN. Ich geh für das Karussel im Kopf schrauben (da bin ich konzentriert und abgelenkt) und für den Körper schwimmen + Sauna. Man muß sich halt Zeit nehmen, die man eigentlich nicht hat.
Wenn es so weit ist, daß ich abends nicht mal mehr Bock habe, schlafen zu gehen, ist es ganz schlimm. Frauen pennen immer auf der Couch ein, aber ich glotz dann immer noch TV. Dann muß ich mal ´nen Ausflug machen oder übers WE weg...
PS: Am Rauchen liegts nich - ich rauch ja auch noch...
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 15:04
von Sabrina
Ach das kenn ich nur zu gut, seit ner Woche bau ich auch nur Miest auf der Arbeit, kann mich nicht mehr konzentrieren und auch wenn ich was nachschaue, ich krieg kaum was gebacken momentan.
Hab auch nen kleinen Ärger gekriegt und weils so schön ist, darf ich die nächsten 3 Wochen Urlaubsvertretung machen und das ist voll der heftige Job, da hängt nämlich ein rießiger Philips-Auftrag dahinter ( Ich möchte mal an dieser Stelle erwähnen, dass Philips ein verdammt beschiessener, arroganter Kunde ist.......). hoffentlich arbeitet keiner von der Firma hier
Nach der Arbeit dröhnt mir der Kopf, ich könnt tagelang durchschlafen und dann muss ich mich abends noch in irgendwelche Sprachkurse schleppen. Von Zeit zu Zeit vergess ich dann vor lauter Müdigkeit auch, warum ich mir diese ganzen Kurse aufgehalst habe....
ABER wisst ihr was, WIR HABEN WOCHENENDE
Grüssele Sabrina
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 15:11
von FlyingOtto
Sabrina schrieb:
.
>
> ABER wisst ihr was, WIR HABEN WOCHENENDE

>
> Grüssele Sabrina
>
Muuhahah, das nützt mir jetzt nix - ich hab gerade noch eine Beschriftung reingekriegt. Kunde braucht seine Anhänger-Plane Montag auf der IAA.
Also ist mein Abend (inkl. Wochenend-Einkauf) gerade geplatzt.
Aber ich denk mir: besser schnell noch ´n Auftrag, als kein Geld für Alufelgen... *höhöhö*
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 17:30
von amok01
joa, mir gehts in der Woche genauso, erst Schule im Halbschlaf und dann Roller schrauben, da ich ein wenig Geld damit verdiene. Desto mehr ich schraube, destomehr Geld bekomm ich, dass heist für einen geldgeilen Tüpen schrauben bis zum umfallen, aber bitteschön Hausaufgaben nicht vergessen. Aber die Schule geht mir da schon mehr auf den Senkel,und ich freu mich immer, wenn ich auf Ersatzteile warten muss, denne is Autoschrauben angesagt und das ganz gelassen

.
Und am WE nehm ich mir natürlich auch Zeit fürs Auto, heute abend holn wir das Schweißgerät ab
Hm, Tips hätte ich folgende:
Sich nicht verrückt machen, ich weis, man hat viel zu tun, aber ich würde mir kleine Fasen zum Abschalten suchen, z.b. mal 5min aus dem Fenster gucken, dabei Kaffe trinken und im Schreibtischstuhl wälzen o.a. Zu Hause enfach mal eine Zeit suchen wo man sagt "un jetzt is Schluss) und das machen, wo man gerade Lust zu hat b.z.w. einfach nöx tun.
Ich persönlich würde mich nicht mit künstlichen Mitteln aufpeppeln, vom gesundheitlichen Faktor einmal abgesehen, sollte man sich mal überlegen, wie schnell man sich so eine Tablette eingeworfen hat. Viel besser ist es dagegen, sich nen apfel oder was weis ich mitzunehmen und den zu essen, das dauert länger und man hat Zeit zum abschalten.
Ich habe gelesen, es soll bei Stress auf folgendes helfen, hier mal ein Beispiel, ist schwer zu erklähren:
Die Sekretären ruft an, dass ein der Dingsbums einen da und da erwartet es ist wichtig.
Nun springt man nicht gleich auf und Sprintet zum Treffpunkt sondern bleibt am Schreibtisch sitzen, zählt mal kurz z.b. bis 30 und geht dann seiner Flicht nach, dass schont, glaub ich, bei mir hilfts, obwohl ich keine Sekretärin hab

Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 20:50
von Rolf
Solange das Wetter gut ist:
Mittag mit dem Rad raus, volle Pulle, 1 Stunde, danach gehts wieder.
Gruß
Rolf
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Sa 10. Sep 2005, 06:03
von sciroccokartei
Wie Flying Otto bin ich auch selsbständig und habe einen Burn gestern hingelegt. Mein Kleiner in den Kindergarten gebracht, schnell wieder in die Firma, dort warten Mitarbeiter und ein Messekunde (IAA). Jeder wollte was, nur krumme Sachen. Zum Schluß haben viele Sachen gefehlt, also los zum Händler, dort nochmal angerufen und dann doch das falsche geholt. Den Kunde zufrieden gestellt und den Nachwuchs zu spät von der Kita abgeholt.
Wir sind vielleicht verweichlicht, andererseits laden wir zuviel auf. Das ist Huasgemacht! Fußballverein, Fitness, Schrauben, Familie, Haustiere usw. Wir sagen nie NEIN, lassen nie was aus. Bist Du DA nicht dabei, bist Du draußen! Mittlerweile, wenn Du länger krank bist, kommt die Angst der Kündigung - jeder hat Angst um Arbeitsplatz und Geld! "Lieber krank in die Firma gehen....."
Uns geht es schon gut, aber die Gesundtheit leidet. Viel Herz-, Krebs- und Unfallgeschichten. NIcht alte Leute sondern unser Alter!
Armes Deutschland + wir sparen und krank!
So nun meine Tips:
Wie Rolf sagte: Jede Woche regelmäßig Biken oder Joggen/Walken gehen! Wird es Zwang/Stress alle 2 Wochen. Danach verbrennt ma gut und hat Appetitt. Nach der Stunde schaltet auch erst der Kopf ab!
Dann gesunde Ernährung. 1 x mal pro Tag was warmes Hausgemachtes. Frisches Obst und Gemüse..........
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Sa 10. Sep 2005, 09:53
von Jürgen
Hi,
es ist schon war dass unsere Großeltern das Land nach der Zerstörung wieder aufgebaut haben, jedoch war die Arbeiterei damals etwas anderes als heute. Die mußten körperlich sehr stark rangehen, hatten aber mit Sicherheit nicht diesen Druck wie viele von uns heute. Da macht auch ein 12-15Stunden tag nicht soooo viel aus, wie bei uns ein 8Stunden Tag.
Das Hauptproblem sehe ich darin, dass niemand (Kunden) mehr Zeit für Irgendetwas hat. Entweder das Anliegen wird sofort (am besten Gestern) erledigt, oder man hat diesen los. Sowas erzeugt wirklich Druck!
Ich kenne das auch sehr gut, habe aber zum Glück einen Boss, der mir einen gewissen, ausreichenden Spielraum einräumt.
Wichtig finde ich es auch, dass man mind. mal 1 Stunde am Tag für sich alleine hat, das baut schon viel Stress ab.
Grüße,
Jürgen
Beitrag bearbeitet (10.09.05 10:55)
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Sa 10. Sep 2005, 10:40
von FlyingOtto
Ich finde nicht, daß wir verweichlicht sind.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es die Fülle der "Themenwechsel" ist, die einen platt macht. Unsere "Arbeitswelt" dreht sich viel schneller als früher.
Ich hab Kollegen alter Schule in meinem Team gehabt. Die konnten Ackern wie doof (trotz das sie kurz vor der Rente standen). Aber die haben sie stur auf eine Sache konzentriert und die durchgezogen.
Überlegt doch mal wie in den 80ern die Dienstleistungen abliefen. Da war alles gleichmäßiger. Und Du hast nicht deinen Rechner eingeschaltet und musstest erstmal 20 Mails beantworten, dabei 4 Telefonate führen, deinen Kunden in den A. kriechen, Lieferanten in den A. treten, Angst um deinen Job haben und warst nicht abgelenkt durch die mediale Informations-Flut, die schon früh morgens auf einen einhagelt...
Klar haben wir "Freizeit-Stress" mit Privatfernsehen, ausgehen, Wellness-Weekends, Klamotten einkaufen (heute shoppen gehen), Handys, alle naselang zu Ikea um die Wohnung zu stylen und dauernd umziehen etc.
Das war früher alles nicht so.
Wir sind schneller im Leben geworden. Alles müssen (wollen) wir mitnehmen - bloß nix verpassen.
Aber man kann es sich halt nicht wirklich aussuchen. Entweder Du packst es, so engagiert und flexibel wie möglich im Job und im Leben zu sein oder Du bist raus.
Außerdem ist das BurnOut eine seelische Erschöpfung, keine körperliche...!!
Nur die Symtome zeigen sich körperlich. Deine Seele und deine Psyche können ja nicht direkt weh tun.
Und den Kram von wegen Nachkriegs-Plackerei und damals 20km im Schnee barfuß zur Schule blabla - finde ich überholt!! DAS WAR IN DEN 50ern!! Die 70er und 80er waren doch entspanntes Mittelmaß...
Re: "Burnout Syndrom" :-(
Verfasst: Sa 10. Sep 2005, 12:44
von Tempest
>Klar haben wir "Freizeit-Stress"
Da muss ich Dir recht geben, ich spinne diesen Gedanken sogar noch etwas weiter: Wir leiden an soviel Luxus heute, dass wir es uns leisten können, an Freizeitstress unter zu gehen.
Gerade deswegen brauchen wir auch immer mehr Geld, und müssen dafür immer mehr arbeiten. Wahr ist dabei natürlich auch, dass dank der Globalisierung es nicht leichter wird, einen Arbeitsplatz zu bekommen/behalten.
Ich behaupte einfach mal so, dass die elendig schlecht bezahlten Chinesen weniger Sorgen am Kopf haben als wir, da sie sich "lediglich" um ihre Ernährung und noch ein paar Sachen zu kümmern brauchen, wir uns allerdings von Entscheidungen wie wohin der Urlaub gehen soll, welche Möbel wir wo kaufen und wo hinstellen wollen, welche nächste Tuningmassnahme wir unserem Roccos verpassen werden, welche Markenklamotten wir als nächstes anziehen werden, damit wir zur "Scene" gehören können, zuschütten lassen, und das führt alles zu Stress, in der Tat eine geistige und nicht körperliche Angelegenheit.
Tempest