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Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Mi 25. Mai 2005, 23:33
von Tempest
>was Tempest da oben in seinem Cider-Delirium doziert hat, bringt mich irgendwie auch nicht weiter

:lol:

michaelX hat's dann ja grösstenteils noch mal etwas einfacher formuliert sowie noch mit einer ordentlichen Dosis realitätsnaher Kritik garniert :hihi:

:applause: für die sachlich doch recht korrekte Darstellung, zumal man gerade die Wahrheit, Geschichte, Entwicklung usw. gerade bei den Wahlen ja vergisst, und sich von irgendwelchen goldenen Zukunftssprüchen zulabern lässt. Ich denke da nur an einem Beispiel der Tories hier in GB neulich bei der Wahl: Die haben es doch tatsächlich fertig gebracht lauter dumme Sprüche dem Volke auf ihren Werbeplakaten zu servieren:

"Is it so difficult to keep hospitals clean, I mean?" - "Are you thinking what we're thinking?" "Vote Conservative"

Man beachte das "I mean" am Ende des ersten Satzes :rotfl:

Dann ein Bild vom lächelnden Toni Blair, dazu den Spruch: "4 more years of him?" "Are you thinking what we're thinking?" "Vote Conservative"

Auf die Frage "Are you thinking what we're thinking?" konnte ich auch sofort eine Antwort geben: "No, because I'm not THAT stupid!" :lol:

Tempest

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 01:39
von klimarocco
Harald hat die Dinge schon paßgenau auf den Punkt gebracht. Man könnte sagen: Wer von uns es besser machen will, soll sich wählen lassen. Aber wir wissen alle, da muss man durch die Mühlen der Parteien, die Mühlen von Intrigen und Einschleimerei, man muss every bodys darling sein und zudem über Leichen gehen. Das ist nicht jedermanns Sache.

Wir bekommen ganz einfach ein schönes neues Wirtschaftswunder, egal, welche Partei uns regiert: Alles wieder kurz und klein schlagen, alles kaputt, alles zertrümmern. Und dann gaaanz bescheiden von unten beginnen. 10 Jahre auf einen Lloyd Alexander oder eine Isetta sparen, 3 Jahre auf einen Farbfernseher, nach 30 Jahren gibt´s den ersten Rocco. Will das jemand gern so haben? Also nix mit "Zum Handyvertrag gibt es gleich noch einen Gratis-DVD-Player dazu".

Marktwirtschaft als Allheilmittel. Wenn man ganz unten anfängt, scheint es so zu sein. Voraussetzung dafür, dass sie funktioniert, ist die Unersättlichkeit materieller! menschlicher Bedürfnisse. Als man das mal formuliert hat, war es tatsächlich so. Und nun haben wir TV, Kühlschrank, DVD-Player, PC, Scirocco und den Neid, dass es anderen zum Schein materiell noch besser geht. Wir machen unseren materiellen "Wohlstand" zum Massstab aller Dinge und leiden gleichsam darunter. Jeder, der weniger zu haben scheint als wir selber, ist ein Loser und jeder, der mehr hat, ein Verbrecher.

Und die Maßstäbe der veröffentlichten Meinung? Spanien, Portugal, Griechenland, Italien, alle in Europa, alle lange in der EU, alle haben Wachstumsraten wie verrückt, nur wir nicht. Vor 20 Jahren haben wir diese Länder noch belächelt. Jetzt holen sie das auf, was wir schon hinter uns haben. Irgendwann haben sie uns aufgeholt und die selben materiellen Probleme wie wir.

Ich sehe bis zum Horizont keinen Schimmer, dass es uns besser gehen könnte als heute. Das werden Realisten auch im kommenden Jahr sagen - und 2007, 2008 ... Unsere Unzufriedenheit heute ist morgen die gute alte Zeit von gestern.

Was der Volksgemeinschaft fehlt: die Macht der Selbstbedienung in Politik und bei Institutionen zu begrenzen und das Vorhandene menschlich fair zu teilen statt irgendwas irgendwie zu verteilen. Bei uns im Sciroccoforum klappt das ganz gut: Wir können auf Mißgunst und Neid verzichten; wir können uns freuen, wenn der andere einen netten Boliden ergattert, aufgearbeitet oder veredelt hat. Wer selber nichts auf der Pfanne hat, muss dem anderen Fallstricke binden, damit dieser strauchelt und hinterher schlechter dasteht. Besser erscheinen, weil man andere schlecht gemacht hat - das ist deutsche Politik, mit der kein verteilbares Volkeinkommen wachsen kann! Wenn wir mit´m Rocco im Stau stecken, käme von uns dann einer auf die schwachsinnige Idee, für die Parallelstrasse auch einen Stau zu fordern oder würden wir eher Voraussetzungen verlangen, die unseren Stau verhindern?

Parteien, die uns glauben machen, mit längeren Arbeitszeiten und daraus resultierenden geringfügig sinkenden Lohnstückkosten gäbe es neue Arbeitsplätze infolge zunehmender Nachfrage, wollen nicht eingestehen, dass Marktsättigung unsere grösste Bremse ist. Noch dazu wollen wir alles sofort. Und damit es bezahlbar ist, genügen Produkte aus Kinderleichtlohnhand - aus China, Korea oder Taiwan.

Was auf uns zukommt, ist materiell gesehen wenig sympathisch. Wer gewählt werden will, muss aber sympathisch wirken, sonst versagen wir ihm unsere Stimme, ohne die Berufspolitiker ihren materiellen Besitzstand oft nicht wahren können. Alle verraten uns darum das selbe: "Wir haben das richtige Rezept, es tut bald nicht mehr weh und geht aufwärts" - vielleicht jedenfalls und irgendwann.

Meine Meinung: Keine Partei ist reif und hat den Mut, den Bürgern die Karten offen auf den Tisch zu legen, sei es aus Dummheit, Gleichgültigkeit oder eigenem Machtsstreben. Was soll man da empfehlen?! Festzuhalten bleibt: In derzeitiger Situation ist jeder, der die kommende Bundestagswahl verliert, der eigentliche Sieger, denn er kann danach als "Zuschauer" sagen "tja, mit uns wäre alles besser".

Martin



Beitrag bearbeitet (26.05.05 02:47)

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 08:40
von michaelX
"Unsere Unzufriedenheit heute ist morgen die gute alte Zeit von gestern."

Der war gut! :applause:

Ich sehe das genauso. Klar haben die Leute derzeit auch Angst große Summen zu investieren, weil sie nicht wissen können, wie lange sie ihren Arbeitsplatz noch behalten werden. Andere (wie ich), die auf einem Zeitvertrag rumrutschen, werden den Teufel tun irgfendwas großes zu kaufen. Aber das eigentliche Problem ist tatsächlich, daß doch inzwischen jeder alles hat. Sehr pauschal ausgedrückt, zugegeben.

Und da inzwischen alle alles haben unterscheidet sich niemand mehr vom anderen und das scheint zu frustrieren. Also weden Polos aufgebrezelt bis zum abwinken obwohl es doch ein Polo bleibt. Alle haben ein Auto und aus der versprochenen Freiheit wird ein Dauerstau. (Schon mal gemerkt, daß Autos in der Werbung fast immer alleine unterwegs sind?). Teilweise sind die, die Dinge bewußt nicht haben bereits cooler als die, die mitziehen. Ich besitze weiterhin kein Händi, das können viele schon überhaupt nicht mehr begreifen.

Vielleicht brauchen wir politisch gesehen einfach mal wieder einen alternativen Entwurf zum derzeit vorherrschenden System. Der Kapitalismus hat ja auf breiter Front gewonnen aber auch seine Reibungspunkte, mit denen er sich legitimieren konnte, verloren.
Das BIP über den Schlüssel Arbeit zu verteilen wird immer unsinniger wenn immer mehr Geld von immer weniger Menschen verdient wird und gleichzeitig immer mehr ohne dastehen.

Was will die CDU machen? Die Mehrwertsteuer erhöhen und das Steuersystem umbauen, Vergünstigungen für Arbeitnehmer (Pendlerpauschale) abschaffen. (OK, es wäre wesentlich sinnvoller gewesen, die überhaupt nie einzuführen! Kein anderes Land der Welt bezahlt seine Bürger dafür, daß sie mehr mit dem Auto fahren, so bekloppt sind ja noch nicht mal die Amerikaner.)
Das mit dem Umbau des Steuersystems klingt mir noch am vernünftigsten aber der Umbau wird vermutlich am oberen Rand der Steuersätze passieren ...

Das, was wir momentan wirklich bräuchten, wären 20 Mann mit einem guten Job, die sagen: "OK, wir ziehen den Karren aus dem Dreck, uns doch egal, ob wir in 4 Jahren dafür wieder abgewählt werden!". Und sie werden dafür abgewählt werden.

Berufspolitiker sind unser aller Tod!

Und natürlich ist das ganze auch ein Problem der Masse. Sicher sind die Leute hier im Sciroccoforum netter zueinander aber wieviele sind das denn hier? In Deutschland leben 80 Millionen, die sind einfach nicht alle nett. Und bei den 250 Millionen Europäern geht das noch weniger. Wir sind hier "unter uns", Opelfahrer gibt es hier irgendwie keine aber da draußen in der "echten" Welt, da wimmelt es von Opel-, Ford-, Nissan-, Mercedesfahren etc, die Sciroccofahrer entweder nicht verstehen können/wollen oder schlichtweg "hassen" weil sie "das falsche Auto" fahren.

m

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 10:47
von Tempest
>unterscheidet sich niemand mehr vom anderen und das scheint zu frustrieren.

Neid ist der Motor des Kapitalismus ... Dumm nur, wenn man sich heutzutage alles sofort leisten kann, Kredite machen's möglich, arbeiten braucht man ja dann nicht mehr.

Ich glaube am besten wir wandern nach China aus, denn dort verdient man als weisser Europäer noch eindeutig mehr als die lokale Bevölkerung (ich kenne da inzwischen ein paar, die's so gemacht haben) :hihi: , dann juckt uns das auch nicht mehr, dass die EU bald eh am Ende ist ...

Tempest

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 12:37
von michaelX
Genau, es ist keine Befriedigung mehr in Bedürfnisbefriedigung.

m

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 15:54
von klimarocco
Da hat der Sebastian ja ein abendfüllendes Thema angesprochen!

Als "Problem" sehe ich nicht, wenn alle "alles" haben, sondern eher als erfreulich. Aber haben wirklich alle alles? Ersetzen TV, PC, Haus und Segeljacht das Gefühl, sich überflüssig zu fühlen, gebraucht zu werden, dazu zu gehören? Oder flüchten wir uns in Sachen, um zu zeigen, "guck mal, was ich habe!" Unsere Sciroccos gehören in die Welt unserer Gefühle, die lassen sich nicht mal eben in hohe Kontostände, Villa oder Picassobild an der Wand umtauschen.

Menschen neigen zu Superlative. Die ist meist kurz, aber prickelnd, weil man nicht weiss, ob es gut geht, wie es ausgeht.

In der Politik - letztlich das Management des Volkes - sind alle gut beraten, sich vor Extremen zu hüten. Und zu bedenken ist: Gebrauchte sind die billigsten Erfahrungen. Wer also feststellt, er müsse das Rad nochmal erfinden, er müsse alles anders machen, weil das, was andere geschaffen haben, nun nichts mehr gilt, verplempert viel Zeit und Volksvermögen, schafft unnötig Frust und lenkt ab von wichtigen Sachthemen zu Emotionen.

Wir Roccofans sind der Politik fast immer voraus: Wir motivieren und helfen einander; wir legen unser Wissen zusammen und steigern nicht die Schwächen und freuen uns nicht über den Misserfolg anderer Sciroccofreunde. Wie spannen anderen keine Fallstricke. Darum haben wir auch Erfolge als Basis für unseren Mut, weiter zu machen. Warum ist das in der Politik so schwer? Eigentlich könnten doch auch dort alle ihr Wissen einbringen und nicht nur deswegen gegen etwas sein, weil die Idee von jemanden mit einem anderen Parteibuch kommt!

Die Antwort liegt wohl auch im finanziellen Bereich: Das Volk zahlt ja jeden Unfug der Politik, die sich beliebig selber bedienen kann. Kein Politiker zahlt zudem selber dafür, dass er verantwortungslos bremst, dass er sinnvolle Entscheidungen verhindert.

Was ist in den letzten mehr als 35 Jahren passiert? Es ging langsamer aufwärts als zuvor, anfangs noch in einem Auf und Ab. Aber was nicht sein kann was nicht sein soll, haben uns das unsere Volksvertreter hasenfüßig nicht verraten: Wer will der erste sein, der unfreundliche Entwicklungen auf den Punkt bringt, wenn alle nur was Schönes hören wollen? So hat man gesagt, "naja, wird schon wieder. Das nächste Jahr gibt es wieder Wachstum, also geben wir heute schon mal das aus, was wir im kommenden Jahr erwarten."

Stellt Euch mal vor: Wir ernten heute bereits die Radieschen oder Bohnen, die wir in den kommenden Jahren erst einsähen wollen, wenn wir sie denn dann noch bezahlen können?! Dieses Modell fahren wir seit 3 1/2 Jahrzehnten - und unser aktuelles Sozialsystem ist eine Folge davon, im Grunde auch so nicht finanzierbar, darum gibt es laufend "Korrekturen". Natürlich machen Ausländerpolitik und die Belastung der neuen Bundesländer die Chose nicht einfacher. Aber auch da geht es um Menschen. Und nicht mit jeden wollten und wollen wir tauschen! Oder würde uns allen ein Trabi oder Moskwitsch reichen - und bestenfalls ein gelegentlicher lechzender Blick auf Sciroccos im "Westfernsehen"?

"Auf Schulden reitet das Genie zum Erfolg" - die Grenzen dieser Weisheit erleben wir seit Jahren, weil wir sie nicht mit Maß, Vor- und Weitsicht beherzigen.

Ach ja, wie nett man zueinander ist, ist nicht eine Frage des Autos, sondern von Einstellung und Toleranz. Und da haben einige unserer 80 Millionen Mitmenschen im Lande vielleicht etwas Nachholbedarf. Woran sollen sie sich denn aber auch orientieren? An unseren Volksvertretern in Brüssel, Berlin oder den Landesparlamenten?

Martin

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 18:04
von michaelX
Persönlich sehe ich auch kein Problem darin, daß alle alles haben. Wirtschaftlich gesehen ist es ein Riesenproblem, jedenfalls für unsere Wirtschaftsform, die auf Verbrauch getrimmt ist.

Das heutige Sozialsystem haben wir übrigens Adenauer zu verdanken. Leider hat es eine Zeit lang so gut funktioniert, daß es *alle* immer wieder für alle Reformen angewandt haben.

Und daß es nicht ständig weiter aufwärts gehen *kann*ist ja wohl klar, irgendwann ist nichts mehr da, was man verarbeiten oder verheizen könnte, oder - wie eben jetzt - es braucht keiner mehr was.

Wenn man das Wachstum von diesem Jahr übrigens mal nicht mit dem vom letzten Jahr vergleicht sondern mit dem vom vorletzen oder dem von vor drei Jahren ist da immer noch Wachstum, nur mal so am Rande.

m

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 18:32
von klimarocco
da stimme ich dem Michael zu. "Verbrauch" könnte man als Basis allen "Wirtschaftswunders" noch zuspitzen: "Verschleiss" - der in Ersatzbedarf mündet, möglichst rasch natürlich.

Das Gegenteil geniessen wir aber: Die Skier, die früher jahrelang ungenutzt auf dem Boden lagen, wurden irgendwann schliesslich auf dem örtlichen Flohmarkt angeboten. Bestensfalls wurden sie dort verkauft. Jede Menge Leute hätten sie gebrauchen können, aber 1. wussten Verkäufer und Käufer gar nichts voneinander und 2. gehörte es sich nicht, gebrauchte Sachen zu verwenden, wie sieht denn sowas aus? Neue Skier konnte man sich wohl leisten - oder verzichtete darauf.

Und heute? Die Zeit hat sich gewandelt. Das Internet ermöglicht nur nur unser Sciroccoforum. Durch Auktionshäuser wie eBay wechseln neben neuen auch viele noch gutbrauchbare Dinge den Nutzer. Die Skier werden eben nicht auf dem Dachboden eingelagert, wenn sie keiner mehr haben will, sondern angeboten und verkauft - und der Hersteller neuer Ware verkauft an dieser Stelle eben ein paar Skier weniger - wie oft am Tag, im Monat, im Jahr? Wir nutzen so Gebrauchsgüter viel intensiver. Wegwerfgesellschaft adé? Und: Ist das denn so verwerflich, weniger Abfälle entstehen zu lassen?

Wer ein Haus baut, will das in 20 oder 30 Jahren abbezahlt haben, dann ist es seins und er glücklich. Wenn alles gutgeht, bekommen seine Kinder oder andere Erben dann was und können den Nutzen daraus ziehen. Warum kann das Haus nicht 40 oder 60 Jahre abbezahlt werden, warum lässt sich dieser Zeitraum nicht strecken? Substanz und Nutzen bleiben doch erhalten.

Warum arbeiten wir nicht 30 oder 32 Stunden, bekommen unsere Vergütung eben nur dafür? Wenn wir fast alles haben, ist das dann eine Katastrophe oder nur eine Beschränkung, eine Umgewöhnung? Ist das nicht Fairness gegenüber anderen, die gern arbeiten würden? Warum verteilen wir die vorhandene Arbeit - incl. Management - nicht auf alle, die arbeiten wollen, wozu ich auch die überwiegende Zahl der offiziell Arbeitssuchenden zähle? Warum haben die, die 45, 50 oder mehr Stunden arbeiten, Angst vor mehr Freizeit? Freizeit als Belastung? Oder bedeutet Freizeit automatisch "mehr Geld ausgeben; sonst Krise"?

Martin

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 19:50
von michaelX
Weil: Wenns ums Geld geht hört in Deutschland der Spaß auf! Ein Wunder, daß dir eine Bank überhaupt noch einen Kredit für ein Haus gibt.

Ich denke auch, daß die Leute schon gerne immer mehr haben *wollen* aber da sie schon dermaßen viel haben das, was sie noch nicht haben auch einigermaßen unerreichbar für sie ist. Dafür langt das Geld dann eben nicht.

m

Re: Vorgezogene Neuwahlen

Verfasst: Do 26. Mai 2005, 21:26
von Tempest
>Das heutige Sozialsystem haben wir übrigens Adenauer zu verdanken.

Mag sein, aber in ähnlicher Form existiert so ein Sozialsystem auch in den weiteren Ländern Nordwesteuropas, und alle haben jetzt die gleichen Probleme: Die Rentenkassen sind leer (damals anno 20er Jahre, als die Rentenkasse in GB eingeführt wurde standen einem Rentner 5 Arbeitende gegenüber, heute ist das umgekehrt), die Arbeitsplätze werden ins billigere Ausland exportiert (allerdings sollte man bedenken, dass es eine ähnliche Bedrohung, zwar auf kleinerer Basis, schon mal gegeben hat, nämlich mit der allmählich Umstellung vieler Handarbeiten durch nicht-meckernden und vor allem nicht streikenden Maschinen und Robotern, das hat unsere Wirtschaft grösstenteils überlebt; danach folgte die Bedrohung aus Japan, das japanische Wirtschaftswunder hat allerdings auch nur knapp 20 Jahre gedauert), die Politiker sind irgendwie skrupelloser geworden (hilflosigkeit oder doch einfach nur deren "Sch***-egal Mentalität, Hauptsache es gibt Kohle, und zwar VIEL?) und bedienen sich gerne selber an die Gelder der noch wenigen, die noch Arbeit haben und sich den politischen Apparat leisten können.

Zusätzlich gehen uns die natürlichen Reserven aus, so z.B. wird hier in GB bereits von der Notwendigkeit einer Gas-Pipeline aus der ukraine gesprochen, da im Gegensatz zu Ländern wie die NL, GB damals in den 80ern keinerlei Reservelager aufgebaut hat (das war Maggie Thatcher zu teuer), wobei die NL allerdings ihre Reserven teuer den Deutschen verkauft haben, die ebenfalls keine Reserven haben. Wir dürfen nicht nur die Kosten einer solchen Pipeline tragen, nein, was ist, wenn sie kaputt geht? Sämtliche Kraftwerke werden aus Angst vor der Atomenergie ja durch Gas oder ähnliche fossile Brennstoffe angetrieben.

Solche Themen will aber kein Politiker ansprechen, da gab es neulich eine äusserst interessante Sendung im englischen Fernsehen.

>Ein Wunder, daß dir eine Bank überhaupt noch einen Kredit für ein Haus gibt.

So schwierig bei Euch? Hier in GB küssen einem die Banken fast schon die Füsse, damit man einen Kredit für ein Haus aufnimmt, da werden teilweise schon sehr fragwürdige Kredite in Höhe von mehr als das 4- oder 5-fache Gehalt gewährt :crazy: Dafür steht man aber auch wesentlich leichter wieder auf der Strasse, wenn man das Haus nicht mehr abbezahlen kann ...

Welches Land dieser Erde wäre denn noch was? Übrigens scheinen es ja doch immer wieder Leute innerhalb Europas zu schaffen, ordentlich reich zu werden, Politiker, CEOs usw. :hihi: Wie aber bereits gesagt wurde, wird das mit aufgegebener Freizeit bezahlt. Es herrscht ja doch irgendwie eine Mentalität, die besagt, dass wer das Leben geniesst, faul sei, wer Tag und Nacht arbeitet schlau sei, solange er auch ordentlich Kohle verdient (es gibt ja doch noch einige, die gezwungenermassen viel arbeiten und trotzdem nicht über die Runden kommen können).

Tempest