Mark 20 ABS im Scirocco 1

Ihr habt ein Problem oder eine technische Frage? Bitte stellt Anleitungen aber in die FAQ!
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scirocco1979
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AW: Mark 20 ABS im Scirocco 1

Beitrag von scirocco1979 »

Hallo,

ich mag euch alles glauben, was ihr erzählt und schreibt! Aber es sind doch nur subjektive Eindrücke!
Mich würden "Zahlen" únd Fakten interessieren:
- Hat hier jemand tatsächlich mál den Bremsweg (trockene/nasse Straße) von "Tempo 100 auf Null" ohne und mit dem ABS gemessen - also vor und nach Umrüstung,
- Ist jemand mit solch einem Umbau auch tatsächlich mal unter widrigsten Bedingungen im Alltag unterwegs/unterwegs gewesen (echte Winterautos!?)

Bei der Verwendung eines ABS-Sytems in ein "anderes Auto" (also ohne Änderung/Anpassung der Kennfelder des ABS-Stuergeräts) treten grundsätzlich drei Probleme auf: Ansprechverhalten (Auslösen des ABS), Regelfrequenzen und Bremkraftverteilung.

- Beim Ansprechverhalten - also Auslösen des "ABS" - kann es durchaus möglich sein, daß dieses doch "recht früh" geschieht (also wo es noch garnicht sinnvoll ist), was dazu führt, daß der Bremsweg "unnütz" verlängert wird! Dieses ist aber ein Fakt, den man ohne Messung des Bremswegs (vorher/nachher) garnicht mehr belegen könnte, da "rein subjektiv" das ABS funktioniert und man garnicht objektiv sagen könnte, daß es wohl vielleicht "viel zu früh" eingegriffen hat, was dann natürlich durch einen erhöhten Bremsweg belegbar wäre/sein könnte!?
- Die Regelfreqenzen bei den aktuellen Modellen ist als unkritisch anzusehen. Dieses bedeutet aber bei deren Einbau in den Scirocco nicht, daß doch "Unzulänglichkeiten" eintreten, die nicht erwartet wurden! Solch Negatives macht sich meistens erst bei recht "rutschigen" Fahrbahnbelägen bemerkbar: Man bremst beispielsweise bei geringer Geschwindigkeit auf Schnee oder Eis, aber das "ABS" stellt auf "Nichtbremsen": Katastrophal ist sowas und man wünscht sich "blockierende Reifen" als garkeine Bremswirkung!
- Die Bremskraftregulierung: Bei geeigneter Wahl des Spenderfahrzeugs kann dies unproblematisch sein - muß es aber nicht! Da sollte man neben einer recht gleichen Achslastverteilung (nicht nur statisch, sondern auch dynamisch) auf die verbauten "Bremsenteile" achten, wo insbesondere die Bremsscheibenduchmesser, die Kolbendurchmesser der Bremssättel und etwaige bremsdruckminmierende Maßnahmen für die Hinterachse (Minderventile, ....) zu beachten sind. Auch sollte die Belagsfläche des Bremsbelags beachtet werden. Hierbei gibt es eigentlich nur drei "Bremszustände": Das ABS setzt schon bei geringem Bremsdruck wegen Überbremsen der Hinterachse ein (vorne ist es eigentlich eine "gemütliche Bremsung"), was zwar nervt, aber neben Irritationen, unkritisch ist! Mittels des ABS wird alles so geregelt, daß es optimal ist. Oder aber der Eingriff des ABS erfolgt etwas zu spät: Das kann (wahrscheinlich wird es das auch) den Fahrer zum Passagier machen: "Also Abflug", weil die Hinterachse überbremst.

ABS ist ein tolles und auch gutes System, was der aktiven Sicherheit dient, sofern es auch speziell für das Fahzeug abgestimmt wurde!

Bei meinem Scirocco 1 hab ich über ein ABS nachgedacht, bin aufgrund oben beschriebener Argumentation zu dem Schluß gekommen, daß ich keins verbauen werde!

Ich denke, daß allgemein ein gutes Fahwerk mit einem guten Reifen und "umsichtiges" Fahren - wo insbesondere "Abstandhalten" und vorrausschauende Fahrweise genannt sein sollten - zur Unfallprävention beitragen, wo natürlich sowas nichts hilft, wenn tatsächlich nicht vorhersehbare Dinge auftreten, wo die aktive Sicherheit eines ABS greift!
Wenn aber solch ein System für den Fahrer mit eventuellen Insassen Gefahren aufweist, die ebenfalls für ihn und andere eine Gefährdung ansich darstellt/darstellen könnte, so halte ich sowas für "völlig entbehrlich"!

Gruss.
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scirocco1979
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AW: Mark 20 ABS im Scirocco 1

Beitrag von scirocco1979 »

Hallo,

ich hätte dem Betrag noch einiges hinzufügen können und auch wollen, aber dessen Erstellung hatte schon den zeitlichen Rahmen mehr als erschöpft. Schaut auf die Zeit der Beitragserstellung - um die Fachlichkeit halbwegs ordentlich darzustellen, sind´s fast 5 gewesen - und ich hatte immer noch nicht alles gesagt!
Dies möchte ich jetzt nachholen:
Die Steuergeräte eines ABS-Systems sind für bestimmte Bremskonstellationen und Achslasten ausgelegt!
Hierbei sei die Konstellation Scheibenbremse vorne mit Trommelbremse hinten genannt oder Bremsscheiben rundherum, wobei auch ein Bremskraftregler für die Hinterachse nicht unerwähnt sein sollte - ebenfalls ist daneben der Scheiben- (Trommel)durchmesser mit dem Kolbendurchmesser der "Bremszangen" bzw Radbremszylinder und die Belagsfläche mit (bei Trommelbremse) dem "Selbverstärkungsfaktor" sehr interessant.
Aus diesem Gesamten ergibt sich bei einem blockierenden Rad, um wieviel und wie schnell der Bremsdruck dort herabgesetzt wird und im Umgekehrten bei wieder freilaufenden Rad der Bremsdruck in welche zeeit und in welchem Maße wieder aufgebaut wird.
Rüstet man also ein ABS in sein Fahrzeug nach (was niemals ein ABS hatte), sollte man zwingend darauf achten, daß oben Genanntes nahezu identisch ist. aber selbst dann kann man sich nicht sicher sein, ob es nicht doch unter widrigsten Witterungsbedingungen (nämlich Schnee und Eis) keine seltsamen Phänomen gibt, wie "Nichtbremsen" auf Eis, was natürlich verheerend ist, da dort blockierde Räder immer noch besser sind als keine Bremse. Deshalb auch meine Fragestellung an die "Winterfahrer", die sowas verbaut haben.
Weiterhin ist bekannt, daß man sich durch ein ABS die Lenkfähigkeit des Fahrzeugs bei einer Vollbremsung durch eine Verringerung der maximal möglichen Bremsverzögerung erkauft/ erhöhtem Bremsweg erkauft. Da mein Scirocco im Rahmen der Abnahme auch umfangreichen Bremsentest unterzogen wurde (kalt/heiß, beladen/unbeladen), weiß ich, daß er im beladenen Zustand bei heißen Bremsen bei der Bremsung von 80 auf 0 km/h mit maximal möglichem Bremsdruck (also gerade nicht blockierend) ein maximale Bremsverzögerung von 8,9 m/s² hat! (die Tests erfolgten auf "normalen" trockenem Asphalt)
Wer also ein ABS nachrüstet, sollte fast ähnliche Werte erreichen - wobei natürlich auch der Reifen (insbesondere der Grip) dafür sehr ausschlaggebend ist. Bei dem Bremsentest war ein neuwertiger "Mittelklassereifen" verbaut (Uniroyal Rain Expert in der Dimension 195/55R15).
Wer also ein ABS nachgerüstet hat und es ihm interssiert, kann diesen Wert (8,9 m/s²) als Referenzwert nehmen und bei seinem eigenen Fahrzeug unter gleichen Bedingungen die maximale Bremsverzögerung messen. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie man das machen soll und womit: Zum einem kann man seinen TÜV-Mann (oder DEKRA,...) des Vertrauen mal fragen, ob er im Besitz solch eines Meßgeräts ist und ob er es kurzeitig verleihen täte oder entsprechende Messung durchführen täte. Weiterhin soll es bei den "Smartphones" die Möglichkeit geben ("Apps"!?), mit denen man die Beschleunigung in "m/s²" messen kann. Einfach dann das Smartphone um 180 Grad drehen und schon mißt man die Verzögerung.
Falls ihr solche Messung durchführt, sollte mindestens ein Wert von 7 m/s² möglich sein, selbst wenn eure Reifen recht alt sind und/oder qualitativ nicht mindestens mittelmäßig sind.
Bei Werten darunter und insbesondere unterhalb 5 m/s² (gesetzliche Mindestanforderung zu dem damaligen Zeitpunkt) solltet ihr darüber nachdenken, ob ihr vielleicht doch ein ungeeignetes ABS eingebaut habt!!!
Vielleicht noch ein Beispiel asu der Praxis: Im Rahmen des Neuaufbaus eines englische Sportcoupes aus den 70er wurde dort ein 3-Wege ABS (oder auch 3-Kreis ABS) aus dem Hause Ford verbaut. Bei ersten vorsichtigen Bremsungen auf dem Betriebsgelände (10km/h) wurde fast der erste Unfall produziert: die Räder haben kurz blockiert und dann muß wohl das ABS einen kurzen "Schlummerschlaf" eingelegt haben. Erst nach ca. 10 Metern wurde wieder genügend Bremsdruck aufgebaut, daß überhaupt eine Bremswirkung spürbar war. Um dieses ABS an das Fahrzeug anzupassen, waren umfangreiche Änderung dessen Steuerelektronik (Datensätze) nötig mit entsprechenden Fahrproben. Da dieses Fahrzeug aufgrund dessen Leitungssteigerung eh auf der Rennstrecke getestet werden mußte, konnte dann auch der "angepasste Datensatz" des ABS ausgiebig seine Leistungsfähigkeit widerspiegeln, was man den entsprechenden Rundenzeiten ansah. Trotzdem hat dieses Fahrzeug Oschersleben nicht schadlos überstanden - es ist fahrerseitig in die Leitplanken eingeschlagen (mindestens ein halber Totalschaden) da eine Baugruppe versagte, von der man es nicht erwartet hat: Die Zahnstange der Lenkung (die Lenkung war neu) war gebrochen.
Den Wagen gibt es aber heute noch. Er wurde instandgesetzt und mit einer anderen Lenkung versehen! Auch dessen nachfolgende zwei Einzelstücke erfreuen dessen Besitzer immer noch! Mittelweile verfügen alle drei "Einzelstücke" über eine regelbare Traktionskontrolle, da einer der Besitzer über die Fahrbarkeit bei Regen kaum begeistert war (380PS bei 850 Leergewicht, Heckantrieb und Frontmotor).

Ich bin mal wieder bißchen abgeschweift und hab doch einen etwas längeren Text verfasst - sorry!

Gruß.
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Dr G60
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AW: Mark 20 ABS im Scirocco 1

Beitrag von Dr G60 »

@scirocco1979, wir schweifen zwar etwas vom Thema ab, aber ist ja auch nicht weiter schlimm.
Ich habe meinen Führerschein 1982 gemacht, da war das nicht ABS noch Serie. In den späten 80igern wurde mir zweimal von Zweiradfahrern die Vorfahrt genommen. Nur mit großem Glück sind die Unfälle ohne Personenschaden ausgegangen. Beide Unfälle wären mit ABS nicht passiert. Da hat auch ein vorheriges Fahrsicherheitstraining nicht geholfen. In Sekundenbruchteilen zu entscheiden, bremse ich, oder löse ich die Bremse, um zu lenken, ist fast unmöglich.
Sicher sollte das Spenderfahrzeug in den von dir genannten Kriterien dem Scirocco nahekommen. Bremskraftregler an der HA gibt es ja nicht mehr. G60 Bremse an VA und HA hat es auch im Passat gegeben. Das Mark 4 habe ich jetzt fast 20 Jahre im Scirocco gefahren, das reicht mir persönlich für eine Abschätzung, ob das funktioniert. Im Corrado ist das Mark 20 schon von vielen Schraubern nachgerüstet worden, ich habe auch da nur positive Erfahrungen gesehen.
Unter diesen Gesichtspunkten ist daher meine Entscheidung schon lange für pro ABS gefallen. Das nächste Sicherheitstraining mit dem neuen ABS ist schon eingeplant. Schnee und Eis sehen unsere Autos ja meist nicht, aber mal sehen, was der Übungsplatz da bietet.
Auf eine Vollbremsung aus mehr als 80 km/h ohne ABS als Vergleich werde ích allerdings verzichten, zwei Reifen mit Bremsplatten hatte ich ja schonmal in den 80igern.

Gruß

Gunther
sciroccofreak willi
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AW: Mark 20 ABS im Scirocco 1

Beitrag von sciroccofreak willi »

Ich finde auch eine Sache noch zu bedenken:

Das ABS mag auch grobe Unstimmigkeiten ausregeln (Hinterachse blockiert zu früh, weil die Grundabstimmung nicht paßt) aber das ABS arbeitet nicht immer.
Ein Sonsor hin (was oft mal vorkommt) und schon wird es abgeschaltet.
Das Auto läßt sich dann zwar noch bremsen, jedoch mit der besagten Grundabstimmung. Überbremst hier die Hinterachse zu stark wird es lustig für den Fahrer.
'89 Scala, 95 PS, 310.000 km, eigentlich Alltagsauto (derzeit inaktiv)
'92er Corrado 16V, 256.000 km, derzeit Alltagsauto
'89 GTX, 95 PS, 260.000 km, Winterauto
'92 GT II, 95PS, 186.000 km Treffenmobil mit Klima
'92 GT II, 95 PS, 93.000 km, Liebhaberstück
'92 16V, 129 PS, 82.000 km, Liebhaberstück
'93 Corrado 16V, 355.000 km, Kinderwagen
'93 Corrado 16V, 119.000 km wieder fit
'94 Corrado VR6, 178.000km Pflegefall
'93 Corrado VR6, 216.000km
+ weiters
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Dr G60
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AW: Mark 20 ABS im Scirocco 1

Beitrag von Dr G60 »

Willi, da ist was dran, aber die ABS Leuchte sollte man schon im Auge haben, wenn die dauerhaft brennt, ist immer Vorsicht angesagt. Da finde ich einen festsitzenden Bremskarftregler an der HA an einem Wagen ohne ABS kritischer.
Vor vielen Jahren, als mein Scirocco noch mit 70PS und serienmäßiger Bremsanlage unterwegs war, ist es mir gelungen, den Wagen in einer scharfen Kurve um 180 Grad zu drehen. Hatte das Gefühl etwas zu schnell zu sein und habe dann wohl etwas zu stark gebremst.

Gruß

Gunther
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