Abgeschickt von Tom am 12 Februar, 2001 um 01:33:47:
Hi Zusammen
Wenn ich mir das Forum so ansehe, merke ich, dass viel über helle oder bläuliche Glühlampen gesprochen wird. Ich habe neulich einen Bericht über diese "fast Xenon" Lampen gesehen und abgeschrieben. Wenn es Euch interessiert, könnt ihr ihn ja mal lesen. . . . Da geht einem ein Licht auf :-)!
mfg thomas lanz
------------------------------------------------------------------
In den Scheinwerfern tut sich was: gelbe, blaue und grelle Glühlampen, die
mehr Licht versprechen. Aber nicht alle leuchten wirklich helle
Ungefähr 27 Jahre lang brauchten sich Autofahrer keine Gedanken über die
richtigen Glühlampen in ihren Scheinwerfern zu machen: Wer eine H4-Lampe
hatte, steckte auch wieder eine H4 hinein. Auswahl gab es keine, höchstens
zwischen den Herstellern Osram und Philips.
Doch seit etwa zwei Jahren ist Bewegung im Lampenmarkt. Schuld ist das bis
vor kurzem der Oberklasse vorbehaltene Xenonlicht. Dessen nicht von einem
glühenden Draht, sondern von einem Lichtbogen erzeugte Helligkeit weckt mit
ihrem bläulichen Schimmer Begehrlichkeiten.
Lichttechniker werden jetzt mit den Augen rollen und einwenden, dass Xenon
eben nicht blau sei, sondern in Wahrheit der Tageslichtfarbe entspreche. Das
stimmt, aber zwischen lauter weiß leuchtenden Glühlampen wirkt ein
Xenon-Strahler nun mal blau.
Diesen Eindruck wollen auch verschiedene Leute vom unbescholtenen Privatmann
bis zum skrupellosen Geschäftemacher mit normalen Glühlampen erzielen - mit
unterschiedlichen Mitteln.
Schon kurz nach Erscheinen des echten Xenonlichts 1991 im Siebener-BMW gab es
im Zubehörhandel sogenannte Speziallacke, um damit Scheinwerferlampen
anzupinseln. So sollte sich ein "einwandfreier Xenon-Effekt" erzielen lassen.
Es soll tatsächlich Leute gegeben haben, die daran glaubten.
Denen ist dann Folgendes passiert: Nach dem Anpinseln und Wiedereinbauen der
Lampen wurde der Lack beim ersten Einschalten heiß und begann zu verdampfen.
Die Dämpfe schlugen sich an Reflektor und Streuscheibe nieder. Nun war das
Licht zwar hübsch bunt, wenn auch viel zu dunkel, doch spätestens beim
nächsten TÜV kam das dicke Ende: Der Prüfer forderte den Austausch der
kompletten Scheinwerfer.
Auch wir durften einen Satz Scheinwerfer abschreiben. In der Vorbereitung des
Tests bekamen wir ein Paar Xenon-Caps aus Kunststoff in die Finger. Diese
blauen Kappen werden über die eigentliche Lampe gestülpt und sollen so einen
Xenon-Look vortäuschen. Aber die Plastik-Überzieher verschmorten beim ersten
Einschalten, die dabei entstehenden Gase ruinierten Reflektor und Scheibe.
Trotzdem hatten wir Grund zur Freude: Wäre das in der Messkugel bei Philips
passiert, wären die Kosten für den Test um etwa 20 000 Mark gestiegen. Denn
der Marktführer für Autolampen war so freundlich, uns sein Labor für
Qualitätssicherung zur Verfügung zu stellen. Besagte Messkugel diente dabei
dem Zweck, den Lichtstrom einer Lampe zu ermitteln. Der wird in Lumen
angegeben und ist das Maß für die absolute Menge des abgegebenen Lichts, sagt
aber nichts über seine Verteilung auf der Straße aus.
Der Soll-Lichtstrom für die getesteten H4-Lampen beträgt 1000 Lumen, mit
einer Toleranz von 150 Lumen nach oben und unten.
Wichtiger für eine Aussage über die Lichtqualität ist allerdings die
Bündelmessung. Da- für haben wir die Lampen in einen ganz normalen
rechteckigen Scheinwerfer eingebaut und den Lichtkegel an eine Messwand
geworfen. Das dabei entstehende senkrechte Bild entspricht im Prin- zip der
waagerechten Abbildung auf der Straße, die gemessenen Helligkeiten sind
direkt übertragbar.
Interessant ist dabei die Zone III: Dies ist die Fläche links oberhalb der
Mitte, in der sich die - fiktiven - Augen des Gegenverkehrs befinden. In
diesem Bereich dürfen gewisse Helligkeiten nicht überschritten werden, sonst
ist die Blendung zu stark. Dagegen kann es am rechten Fahrbahnrand gar nicht
hell genug sein, vor allem der Bereich jenseits der 50-Meter-Marke ist
wichtig für rechtzeitiges Erkennen von Hindernissen oder Personen.
Um dort gute Ergebnisse zu erzielen, muss allerdings die Geometrie der Lampe
stimmen, der Glühfaden an der richtigen Stelle sitzen. Auch das haben wir
überprüft.
Doch zunächst mussten sich alle zwölf Kandidaten eine Stunde lang einbrennen.
Dafür besitzt Philips riesige Schränke mit Fassungen in den Wänden, davor
Schiebetüren aus feinmaschigem Draht. Der soll Splitter fernhalten, wenn mal
ein Lampenkolben platzt. Dazu ist es in diesem Test zwar nicht gekommen, aber
je eine von vier Piaa Super White und Blue Laser Light überlebten bereits den
Einbrennvorgang nicht.
Generell lassen sich die Testkandidaten in fünf Kategorien einteilen:
1) Standardlampen. Dazu gehören die General Electric und Osram. Beide sollen
Erstausrüsterqualität mit günstigen Preisen verbinden.
2) 100-Watt-Lampen. Dazu gehört die Jahn. Auf öffentlichen Straßen sind
solche Brenner nicht zulässig, trotzdem werden sie in jedem Zubehörshop
verkauft.
3) Premium-Lampen. Für diese hat sich die Philips- Verkaufsbezeichnung
durchgesetzt, bei Osram heißen sie Super. Sollen 30 Prozent mehr Licht
bringen, bei uneingeschränkter Verwendbarkeit.
4) Super-Allwetter. Die gelben Allwetterlampen haben wir bereits früher wegen
ihrer eingeschränkten Lichtstärke bei erhöhter Blendung gerügt. Die Osram
Allseason Super soll wenigstens mit der mangelnden Lichtleistung Schluss
machen.
5) Xenon-Imitationen. Da unterscheiden wir zwischen unzulässigen und
erlaubten. Die einen dürfen mangels bestandener Typprüfung ohnehin nicht im
öffentlichen Straßenverkehr benutzt werden und bekommen daher von vornherein
die Einstufung "nicht empfehlenswert". Die anderen bieten trotz blauer
Einfärbung teilweise beachtliche Lichtleistungen und dürfen als Alternative
zu Standardlampen gelten. Störend ist allerdings ihr Preis. Preiswerteste
mit 40 Mark pro Paar ist die Jahn Superblue, die allerdings in der
Blendungsbewertung durchfällt. Mögliche Ursache: Bei keiner der untersuchten
Lampen war die Wendel-Geometrie in Ordnung. Der Glühfaden lag teilweise um
bis zu einem halben Millimeter neben der Position, so lässt sich natürlich
kein akkurates Licht erzeugen.
Den chaotischsten Eindruck hinterließen jedoch die Blue Laser Light. Sie
versuchen, mit einer Interferenzbeschichtung des Glaskolbens einen
Xenon-Eindruck entstehen zu lassen. Dies gelingt jedoch nicht. Der Lichtkegel
erinnert eher an eine Partykeller-Beleuchtung, es dominieren die Farben Rot
und Grün. Dazu herrscht auf der Fahrbahn Finsternis, dafür befindet sich jede
Menge Licht an Stellen, an denen es nichts zu suchen hat - in den Augen des
Gegenverkehrs.
Das Ganze übrigens mit EG-Zulassung. Luxemburg war so freundlich, dem
Hersteller sein E13 zur Verfügung zu stellen. Über entsprechende
Gegenleistungen war leider nichts herauszubekommen.
Den größten Lacher aber ernteten die Xenon-Caps. Nicht die aus Plastik, die
sind uns ja bereits vor dem Test verglüht. Die aus Glas aber haben gehalten
und in Verbindung mit einer Standard-H4 das Bild oben links geliefert. Satte
66 Prozent des Lichts werden geschluckt, der Rest sieht auf der Straße aus
wie der Kegel einer Taschenlampe.
Natürlich wissen wir, dass ganz Schlaue dieses Licht-Defizit durch Einbau
einer 100-Watt-Lampe ausgleichen wollen. Dazu nur so viel: Auch damit
erreichen die Xenon-Caps nur höchstens 50 Prozent einer normalen H4-Leistung.
Das Fernlicht übrigens verschwindet mit den getesteten Caps völlig - ihre
Metallhalterung deckt die Fernlichtwendel vollständig ab.
So bleibt nur der Weg zu den Blaumachern von Osram und Philips. Hinsichtlich
ihrer Lichtleistung sind sich beide objektiv ebenbürtig, wobei die Osram
subjektiv etwas heller wirkt, die Philips den blaueren Eindruck hinterlässt.
Allerdings: An die Leistung einer Premium-Lampe kommen beide nicht heran. Die
getestete Philips übertrifft die geforderten Mindestbeleuchtungsstärken um
das Zweieinhalbfache, wobei die größte Steigerung weit vorn an der Grenze der
Reichweite auffällt: Genau dort wird sie benötigt, um Hindernisse rechtzeitig
auffallen zu lassen. Damit steht der Testsieger fest, wobei sich die
Ergebnisse auf die Osram Super (empfohlen in Heft 41/98) übertragen lassen.
Nicht aber auf die Allseason Super. Die gehört zur Gattung der
Allwetterlampen, die vor allem bei Regen und Nebel bessere Sicht bringen
sollen. Der Beweis dafür steht je- doch aus, unumstritten ist aber die wegen
der Interferenzbeschichtung des Kolbens schlechtere Lichtausbeute bei höherer
Blendung. Bei der Allseason Super ist der Lichtstrom zwar tadellos,
allerdings liegt die Blendung immer noch einen Hauch zu hoch.
Interessant ist die Technologie der Premium/Super-H4: Ihr Glühfaden ist
kompakter und wird im Betrieb heißer. Damit er trotzdem nicht vorzeitig
durchbrennt, steht die Halogen-Gasfüllung des Glaskolbens unter höherem
Druck. Im Prinzip entsprechen diese H4-Lampen damit den neuartigen H7-Lampen,
die sich seit etwa vier Jahren in Neufahrzeugen ausbreiten.
Und die 100/80-Watt-Lampe? Ihr Abschneiden enttäuscht. Zwar ist sie ohnehin
nicht zulässig, maximal erlaubt sind 60 Watt beim Fern- und 55 Watt beim
Abblendlicht, aber hohe Leistung ist schließlich immer interessant. Davon
kommt jedoch nichts auf die Straße. Alle Helligkeit konzentriert sich auf
einen hellen Fleck unmittelbar vor dem Auto, die Reichweite ist nicht der
Rede wert.
Ursache: Ihr Innenleben liegt nicht auf dem Niveau der Premium/Super-Lampen.
Die Leistung wird benötigt, um eine dicke Glühwendel aufzuheizen. Deren
Geometrie aber liegt nicht innerhalb der Toleranzen, die für die gängigen
H4-Scheinwerfer gelten. So verpufft die gewaltige Lichtmenge irgendwo im
Raum, vorzugsweise in Form von Blendung.
Unterm Strich lassen sich so drei Verhaltensregeln für den Lampenkauf
aufstellen:
Wer wirklich gutes Licht will, nimmt eine Osram Super oder Philips Premium.
Wer seinem Auto einen legalen Xenon-Touch verleihen möchte, greift zu True
Blue oder Blue Vision.
Und wer nur eine defekte Lampe ersetzen möchte, kauft eine Markenlampe in
Erstausrüsterqualität.
Der Rest ist schlicht Schrott und nicht die Verpackung wert, in der er
steckt.
H. Dieckmann